CIRCUS MAXIMUS – Nine

Band: Circus Maximus
Album: Nine
Spielzeit:  59min
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 01.06.2011
Homepage: www.circusmaximussite.com

Lange Zeit wartet die Fangemeinde nun schon auf eine Neuerscheinung von den fünf Herren von CIRCUS MAXIMUS, doch das Warten hat sich gelohnt! Die lange Pause war wohl vor allem durch die Verletzungspause von Gittarist Mats Haugen bedingt, der unter einer krankhaften Sehnenentzündung beider Arme litt, dennoch zeigt sich, dass es dem Hörgenuss eines Albums durchaus entgegen kommt, wenn die Band ausreichend Zeit zur Verfügung hat. Allzu oft beobachtet man bei Bands mit Major – Lable – Deals einbußen bei der musikalischen Qualität, die dem Druck durch Releasezwang mit Neuerscheinungen teilweise im Zweijahresrhythmus geschuldet sind.
Die Jungs um Frontmann Michael Eriksen konnten sich jedenfalls ausreichend Zeit nehmen, um ihr drittes Album zu perfektionieren. Wer da rätselt, warum die Scheibe ausgerechnet den Titel „Nine“ trägt, ist mit Sicherheit nicht alleine. Was hinter dieser Namensgebung steckt, wird leider nicht klar.
Trotz einiger kleiner Veränderungen bleibt der durchaus charakteristische Sound von CIRCUS MAXIMUS auch auf diesem Album erhalten. Sphärische  Keyboardflächen treffen auf druckvolle Gitarrenriffs, die immer wieder mit diversen rhythmischen Raffinessen aufwarten. Und auch Michael Eriksen trägt mit seiner für Metalverhältnisse ungewöhnlich cleanen Balladenstimme einen großen Teil zum Wiedererkennungswert der Band bei.
„Nine“ beginnt nach einem kurzen Intro, dass von seiner düsteren sphärischen Art her sehr an THRESHOLD erinnert, direkt mit dem ersten Höhepunkt. „Architect of Fortune“ startet mit einem Instrumentalpart, der Erinnerungen an OPETH weckt. Düstere dissonante Gitarrenriffs werden von Mellotronstreichern begleitet, ehe der Song in einem sehr melodischen Gitarrensolo aufgeht. Progmetalfans kommen hier voll auf ihre Kosten: „AoF“ bietet selbst nach 10 – fachem Hören immer noch eine Menge Überraschungen.
Ein weiterer Song der heraussticht ist Song 5 mit dem Titel „Reach Within“ Auf einem nominellen Progalbum muss dieser Song auffallen, wartet er doch mit fast schon poppigen Melodieläufen auf. Ein ausgezeichneter Song fürs Radio, zu dem der gerne etwas kitschige Gesang von Eriksen hervorragend passt. Sicherlich Geschmacksache aber auch dieser Song kann besonders durch seine Gradlinigkeit punkten, die einen guten Kontrast zu eher komplexen Songs darstellt.
Der abschließende Song des Albums, „Last Goodbye“, beginnt mit einem Keyboardintro, dass eher einen Elektro/Trance Song erwarten lässt. Doch die Auflösung folg prompt durch das einsetzen der Akustikgitarre, gefolgt von einem Gitarrensolo, das es in Sachen Kitsch mit jeder BON JOVI Ballade aufnehmen kann. Wen das jetzt abgeschreckt hat, der lasse sich bitte nicht täuschen. Dieser Song ist die größte Wundertüte auf dem Album und bietet bei 10:22 Minuten Spielzeit eine Vielzahl von Wendungen.  
Auf dem ganzen Album  sind immer wieder diverse musikalische Einflüsse der Band zu erkennen. So sind speziell die Gitarrenriffs sehr stark aus der Zeit geprägt, als CM noch vorwiegend als Coverband unterwegs war und man hört wie schon auf den ersten beiden Alben immer wieder den Einfluss von DREAM THEATER heraus. Das äußert sich zum Beispiel in DT – typischen Unsisonoläufen von Keyboard und Gitarre. Das Anfangsriff von Song 7, „Used“, klingt wiederum leicht nach „Stockholm Syndrom“ von MUSE. Der Opetheinschlag wurde ja bereits erwähnt. Doch alle diese Einflüsse nutzt CM hervorragend, um einen sehr eigenen Sound daraus zu Basteln, ohne die anderen Bands zu kopieren. Sehr positiv ist hierbei anzumerken, dass CM sehr gut die Waage hält, zwischen ausladenden komplexen Instrumentalparts, die dem geneigten Ohr jede Menge zu Entdecken bieten und melodiösen Auflösungen, die eine Pause vom angestrengten Zuhören ermöglichen und einen einladen, die Musik einfach auf sich wirken zu lassen. Das trägt dazu bei, dass das Album jederzeit, zu jeder Gelegenheit auch gut im Hintergrund hörbar ist.

Fazit: Nach vielen Enttäuschungen seitens meiner Lieblingsbands kommt hier von Circus CIRCUS MAXIMUS ein Album, dass mich einfach umgehauen hat. Fans kommen auf ihre Kosten und Neulinge auf den Geschmack. Virtuose Soli folgen auf feine Melodieläufe und werden getragen von treibenden Gitarrenriffs. „Nine“ bietet vielen unterschiedlichen Musikgeschmäckern etwas. Und in allem steckt eine ausgewogene Portion progressiver Elemente. Spieltechnisch sind die Norweger ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Ich werde meine Ohren jetzt wieder in meinen Kopfhörern verstecken. Wer reinhören möchte sollte sich auf jeden Fall „Architect of Fortune“, „Reach Within“ und „Last Goodbye“ vornehmen.

WERTUNG: 

Trackliste:

1.„Forging“
2.„Architect Of Fortune“
3.„Namaste“
4.„Game Of Life“
5.„Reach Within“
6.„I Am“
7.„Used“
8.„The One“
9.„Burn After Reading“
10.„Last Goodbye“

Volker

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