DAYDREAM XI – The Grand Disguise

Band: Daydream XI
Album: The Grand Disguise
Spielzeit: 77:21 min
Stilrichtung: Progressive Power Metal
Plattenfirma: Power Prog
Veröffentlichung: 27.09.2014
Homepage: www.pt-br.facebook.com/DaydreamXI

Die 2008 gegründeten brasilianischen Newcomer DAYDREAM XI wollen auf ihrem Debüt „The Grand Disguise“ nicht kleckern sondern klotzen und werfen so ziemlich alles in die Waagschale, was der progressive Powermetal zu bieten hat: eine megafette, moderne Produktion, atemberaubende Solofrickeleien, vertrackte Rhythmuswechsel und ausuferndes Songwriting. Das volle Programm halt. Zudem hat Sänger Tiago Masseti stellenweise eine frappierende Ähnlichkeit mit Robin McAuley (MSG, Grand Prix) und ist mit seiner fantastischen Stimme fähig das gesamte Spektrum des Genres abzudecken. Eine erste Belohnung der Mühen, welche die Band bisher auf sich genommen hat, gab es in Form einer Berufung zum ersten (von Mike Portnoy persönlich zusammengestellten) „Progressive Nation At Sea“ Festival 2014 – neben solchen Schwergewichten wie Transatlantic, King’s X, Anathema oder Haken. Das kommt ja schon beinahe einem Ritterschlag gleich. Eine Menge Vorschusslorbeeren also, mit denen das sich handwerklich extrem beschlagene Quartett da schmücken kann.

Soweit, so gut. Der Haken liegt leider wie so oft im Detail, und zwar den Songs an sich. Prinzipiell machen DAYDREAM XI alles richtig, denn die Songs sind in der Regel schlüssig komponiert und die Gesangslinien haben Hand und Fuß. Hängen bleibt allerdings recht wenig, bzw. erst nach unzähligen Durchläufen. Dies liegt zumeist daran, dass einfach zu viele Parts und Wechsel auf den Hörer einprasseln. Songs wie „Watch Me Rise”, das an frühe Dream Theater angelehnte, melodische “ The Age Of Sadness”, der mit typischen Powermetal Parts garnierte Opener „Keeping The Dream Alive“ oder “Phoenix” haben durchaus ihre starken Momente und musikalisch gibt es eine Menge tolle Passagen zu entdecken. Es fehlt allerdings das letzte Quäntchen Eingängigkeit. Endgültig ins Straucheln gerät die Band aber mit dem abschließenden Titeltrack. Hat man bis dahin bereits 10 Tracks und rund 55 Minuten Spieldauer hinter sich, gibt es als krönenden Abschluss noch einen über 23minütigen Parforce-Ritt der anstrengenden Art zu bestaunen. Zu diesem Zeitpunkt sind Ohr und Aufmerksamkeit beim Hörer bereits über alle Grenzen beansprucht worden. Es gibt schon Gründe warum Dream Theater den „A Change Of Seasons“ Longtrack nicht wie ursprünglich geplant auf „Images And Words“ gepackt hatten … Die Platte kann man sich unmöglich mit voller Konzentration am Stück anhören.

Leider stolpern DAYDREAM XI auf Ihrem Debüt über einige zumindest fragwürdige Produktionsentscheidungen wie z.B. den 08/15 Volles-Rohr-Sound, der die Band in die Riege der anderen zahl- und gesichtslosen Genrevertreter einreiht, und der unnötigen Überlänge der Scheibe. Schade eigentlich, denn mit Tiago Masseti  hat man einen superben Sänger am Start und die Gitarrenarbeit ist beileibe auch nicht von schlechten Eltern. Abraten möchte ich daher nicht, interessierte Fans sollten aber eine extra Packung Geduld und Ausdauer mitbringen.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Keeping The Dream Alive
02. Like Darkness Rules The Night
03. Watch Me Rise
04. The Guts Of Hell
05. The Age Of Sadness
06. Wings Of Destruction
07. About Life And Its Ending
08. Phoenix
09. Zero Days
10. Alone
11. The Grand Disguise

Mario

DISASTER – Blasphemy Attack

Band: Disaster
Album: Blasphemy Attack
Spielzeit: 37:59 min
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 12.09.2014
Homepage: www.disasterthrashmed.tk

Eine Thrash Band namens DISASTER. Kreativ. Sowas gab es noch nie. Zumindest in den letzten 2 Monaten, schätzungsweise. Diese stammt aus Kolumbien, wurde 1999 gegründet und hat bisher nur eine Demo aus dem Jahre 2002 vorzuweisen. Nun ist es also endlich soweit, das erste Studioalbum namens „Blasphemy Attack“ hat das Licht der Welt erblickt. Damit wäre eigentlich alles gesagt. Eigentlich.

DISASTER fahren zu 100% die Oldschool Schiene, es fehlt ihnen allerdings jegliche Innovation. Darüber kann man bei einer Band, die den alten Helden auf hohem Niveau nacheifert, hinwegsehen. Da wir in diesem Fall aber von einer absolut durchschnittlichen Band sprechen, bleibt auch nach einigen Durchgängen wenig hängen. Zudem ist das kauzig-keifende Organ von Sänger Andrés Felipe Alvaro Arango auf Dauer eher anstrengend als erfrischend. Die Jungs haben Potential, zu hören besonders bei „Evil mind“, dem stärksten Song der Scheibe. Doch für das Abheben von der Masse an Thrash Bands die auch noch 2014 das Licht der Welt erblicken, ist das einfach zu wenig.

Sorry Jungs, selbst wenn ich den Exoten-Bonus einrechne, kommt da nicht wirklich viel bei rum. Solide gespielt, ansonsten ziemlich austauschbar und bedeutungslos.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Blasphemy Attack
02. Demential World
03. Evil Mind
04. Dog’s Life
05. Live Alone
06. Burning Alive
07. Satan’s Spy
08. 50 (Point 50)
09. Valley Of Illusions
10. Enslaved

Chris

EXPLORER – Shout In The Fog

Band: Explorer
Album: Shout in the Fog
Spielzeit: 32:17 min
Stilrichtung: Speed / Thrash Metal
Plattenfirma: Iron Shield Records
Veröffentlichung: 12.09.2014
Homepage: www.facebook.com/Explorerofficial/

Die Italiener von EXPLORER gründeten sich bereits 2004 und verdingten sich einige Zeit als Coverband. 2010 erschien die erste EP mit eigenen Songs, es folgte eine Split-Veröffentlichung mit den Berliner Thrashern von FIRST AID. 2011 folgte das Debütalbum „Sober Deserve to Die !!“. Nun legen Billy (Gesang, Bass), Jack (Gitarre) und Niki (Schlagzeug) mit „Shout in the Fog“ ihren zweiten Langspieler vor.

Angesiedelt sind die Songs irgendwo zwischen der rauen Wildheit von EXUMER und Speedattacken der Marke EXCITER. Allerdings sind EXPLORER eine Band für Szenefanatiker – um die breite Masse anzusprechen fehlt es sowohl der Produktion an Durchschlagskraft, dem Songwriting an Besonderheiten und Sänger Billy an Vielseitigkeit. Trotzdem ist „Shout in the fog“ kein Reinfall, sondern eben einfach nur ein leicht überdurchschnittliches Speed/Thrash Album für Genrefans. Nicht mehr, nicht weniger. Den Jungs merkt man den Spaß an ihrer Musik an, das ganze klingt absolut authentisch.

Wer also keine Speed/Thrash Kapelle an sich vorbeiziehen lassen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, sollte den Italienern mal ein paar Umdrehungen am heimischen Plattenteller spendieren.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Tell Me (What You Want)
02. Just Escape
03. Into the Pub (With No Exit)
04. Fading Away
05. Maggots of Evil
06. Hidden in the Dark
07. Earth Massacre
08. Runaway from the Cross

Chris

KROKUS – Headhunter / The Blitz (Re-Releases)

Band: Krokus
Album: Headhunter / The Blitz (Re-Releases)
Spielzeit: siehe unten
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 19.09.2014
Homepage: www.rockcandyrecords.com

Als Nachschlag zum Review der ersten drei, über Rock Candy Records neu aufgelegten Alben der Schweizer Hardrocker KROKUS (Rezi HIER), gibt es nun noch 2 weitere Kracher aus dem Backkatalog der immer noch aktiven Eidgenossen.

„Headhunter“ (1983)
Spielzeit: 37:49 min.

Im Vergleich zum äußerst erfolgreichen Vorgänger an einer zentralen Stelle neu besetzt (Drummer … war neu zur Truppe gestoßen), wuchteten KROKUS die Scheibe mit dem charakteristischen Cover zu einem Zeitpunkt Ihrer Karriere in die Läden, als wirklich alles wie geschmiert zu laufen scheint. Die Band ist bestens eingespielt von unzähligen erfolgreichen Touren (u.a. ….), der Top-Produzent Tom Allom ist Feuer und Flamme um mit der Band arbeiten zu können und die neuen Songs scheinen den Jungs ganz einfach zuzufliegen. Mit „Headhunter“ gelingt KROKUS folgerichtig das bis dahin erfolgreichste und ausgereifteste Werk Ihrer Karriere. War auf „…“ noch Bruce Dickinson als Gastsänger mit dabei, ist es nun der Metal God Rob Halford persönlich, der auf „Headhunter“ die Stimmbänder in dem Track „Ready To Burn“ schwingen lässt. Aber die Schützenhilfe haben von Rohr & Co. gar nicht nötig: das Bachman Turner Overdrive Cover „Stayed Awake All Night“, „Screaming In The Night“ oder „Eat The Rich“ sind auch dank des neuen Grooves und der offensiven Ausrichtung gen USA Hardrocker der Spitzenklasse die heute genauso gut funktionieren wie damals und der Band einen Platz auf der Amerika-Tournee von Def Leppard bescherten. Warum dies in einem Fiasko endete und viele weitere Anekdoten zur Entstehung des Albums sind in dem toll aufgemachten Booklet nachzulesen.

„The Blitz“ (1984)
Spielzeit: 38:54 min.

Der große Knall geschah im Anschluss an die desaströse Def Leppard Tour: Bandgründer, Sprachrohr und essentieller Link zwischen Band und Management, Bassist Chris von Rohr, wurde aus seiner eigenen Band gekickt. Da der erst für das „Headhunter“ Album verpflichtete Drummer Steve Pace ebenfalls wieder seinen Posten räumen musste, fing das wilde Stühle rücken bei KROKUS an. Rhythmusgitarrist Mark Kohler wurde kurzerhand an den Bass verfrachtet und die Band entschied als Quartett weiterzumachen. Keine guten Vorzeichen also um ein neues Album einzuspielen. Wobei die technischen Grundvoraussetzungen, durch die Verpflichtung von Produzenten-Ikone Bruce Fairbain (Aerosmith, Bon Jovi) sowie den Technikern Bob und Mike Fraser, eigentlich nicht zu toppen waren. Herausgekommen ist ein durchwachsenes Album, dem man leider nur allzu deutlich anhört, dass der Kopf bei der Truppe alles andere als frei war. So schlecht wie es vielerorts gemacht wird ist „The Blitz“ zwar durchaus nicht und man hatte mit „Midnite Maniac“ oder dem ursprünglich für Bryan Adams komponierten „Boys Nite Out“ ein paar typische KROKUS Hits am Start. Dank der arg glatten Produktion und den Auflösungserscheinungen innerhalb der Band kann die Platte aber mit den zuvor eingespielten Band-Klassikern nicht mithalten.

Wie bei den drei bereits vorgestellten Platten gilt: zumindest „Headhunter“ (und mit einigen Abstrichen auch „The Blitz“) gehören in jede halbwegs ordentliche sortierte Rock-Sammlung. Wer also noch Nachfüllbedarf hat, kann sich diese beiden, wie gewohnt toll und mit Liebe aufgemachten Re-Releases bedenkenlos auf den Einkaufszettel schreiben.

WERTUNG:

„Headhunter“

„The Blitz“

Trackliste:

Headhunter

01. Headhunter
02. Eat The Rich
03. Screaming In The Night
04. Ready To Burn
05. Night Wolf
06. Stayed Awake All Night
07. Stand And Be Counted
08. White Din
09. Russian Winter

The Blitz

01. Midnite Maniac
02. Out Of Control
03. Boys Nite Out
04. Our Love
05. Out To Lunch
06. Ballroom Blitz
07. Rock The Nation
08. Hot Stuff
09. Ready To Rock

Mario

DECAPITATED – Blood Mantra

Band: Decapitated
Album: Blood Mantra
Spielzeit: 39:38 min
Stilrichtung: Groove/Death Metal
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 26.09.2014
Homepage: www.decapitatedband.net

DECAPITATED sind neben VADER und HATE seit Gründung im Jahre 1996 einer der Death Metal Exportschlager aus Polen. Nun gibt es mit „Blood Mantra“ das sechste Studioalbum. Das letzte Album „Carnival Is Forever“ war ein tragisches Comebackalbum, nachdem 2007 Schlagzeuger Vitek bei einem Unfall mit dem Tourbus ums Leben kam. Der damalige Sänger Covan leidet noch heute unter seinen schweren Kopfverletzungen. Somit sind DECAPITATED seit „Carnival Is Forever“ eine neue Band unter dem alten Banner. Bereits beim Vorgänger schieden sich die Geister und dies wird sich wohl auch auf dem neusten Output „Blood Mantra“ nicht ändern.

Die Hauptzutat ist weiterhin krachender Death Metal, die technische Ausprägung ist aber auch auf “ Blood Mantra“ zu Gunsten eines groovenderen Sounds in den Hintergrund getreten. Man muss sich nur mal einen beliebigen Song des Debüts „Winds of Creation“ anhören, allein beim Drumsound liegen Welten zwischen diesen Werken. Parallelen finden sich heute mehr zu MESHUGGAH, GOJIRA oder FEAR FACTORY. Auch die Vocals erinnern oftmals mehr an Groove/Thrash als an Death Metal.

Ist der sechste Langspieler nun also gelungen oder nicht? Hier werden die Meinungen weit auseinander gehen. Kann man sich mit modernen, gelegentliche dissonanten Passagen anfreunden und DECAPITATED im Jahre 2014 losgelöst von den ersten vier Studioalben betrachten, dann wird man viel Freude mit dem Album haben. Trauert man den alten Zeiten hinterher und fühlt sich eher technischen Hochgeschwindigkeitsspielereien zugetan, wird man eher enttäuscht.

Persönlich tendiere ich eher zur zweiten Gruppe, die musikalische Qualität kann man der Band zwar definitiv nicht absprechen, wirklich überzeugend ist „Blood Mantra“ nicht. Solides oberes Mittelfeld würde man beim Fussball wohl sagen.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Exiled in Flesh
02. The Blasphemous Psalm To The Dummy God Creation
03. Veins
04. Blood Mantra
05. Nest
06. Instinct
07. Blindness
08. Red Sun

Chris

MR. BIG – The Stories We Could Tell

Band: Mr. Big
Album: The Stories We Could Tell
Spielzeit: 57:53 min
Stilrichtung: Hard Rock
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 26.09.2014
Homepage: www.mrbigsite.com

Manche Dinge sollten einfach bleiben wie sie sind. Das dachten sich wohl auch die gestandenen Recken MR. BIG um Bass-Monster Billy Sheehan als sie 2009, nach dem 2 Alben währenden Intermezzo mit Richie Kotzen an der Gitarre, endlich wieder das Shred-Unikat Paul Gilbert in Ihre Mitte aufnahmen. Das damals resultierende (Comeback) Album „What If …“ (2010) war nicht von schlechten Eltern und auch auf der neuen Platte lassen MR. BIG wie gewohnt nichts anbrennen. Die Tage von Bohrmaschinen-Soli, auftoupierten Frisuren und typisch amerikanischen Glitzer Gimmicks sind zwar gezählt. Geschadet hat der (dezente) Image- und Stilwandel der Band allerdings nicht. Das liegt natürlich nicht zuletzt an der einmaligen Stimme von Eric Martin, der immer noch unter 1000den seiner Zunft herauszuhören ist und jedem Track seinen Stempel aufdrückt.

Dankenswerterweise wurde der Produzentensessel diesmal nicht wieder an Kevin Shirley vergeben, so dass der Sound der neuen Platte schön erdig und transparent geraten ist und der Matsch außen vor bleibt. Auffällig ist auch, dass die Band sich verstärkt an Ihren früheren Alben orientiert zu haben scheint, ohne den modernen Ansatz zu verlieren. Tracks wie die Ballade „Just Let Your Heart Decide” oder das bluesige “ It’s Always About That Girl” erinnern an den Mega-Smasher “Lean Into It” (1991), auf dem das Faible der Band für songdienliche Frickelei und klassisch swingenden Hardrock Riffs mit bodenständigem Touch in vollem Glanz erstrahlte. Damals wie heute funktioniert diese einmalige Band sowohl als Hookmaschine als auch als Lehrmeister in Sachen Musikalität. So geil die Musik der Winery Dogs (Sheehans Nebenprojekt mit Mike Portnoy und Richie Kotzen) auch sein mag, nichts kann die blinde Interaktionen von Sheehan’s Bass- und Gilbert’s Gitarrenlinien toppen. Allerdings scheint auch im Hause MR. BIG der zurzeit grassierende Völlerei Virus zugeschlagen zu haben, denn mit 13 Songs ist die Platte leicht überfrachtet. Nicht ganz so übertrieben wie auf Slash’s neuem Werk, aber dennoch hätte man den ein oder anderen nicht ganz so starken Track weglassen können. Macht aber nix, denn mit „I Forget To Breathe“, „Fragile“, „ The Monster In Me“ oder den bereits oben genannten Songs gibt es genügend überzeugende Kaufargumente die die Fans der Band restlos begeistern dürften.

Leider ist Drummer Pat Torpey so stark an Parkinson erkrankt, dass er seine Kumpels live nicht mehr unterstützen kann. Die nun vorliegende Platte hat der sympathische Schlagwerker mit dem ganz eigenen Groove aber glücklicherweise noch mit eingetrommelt. Die besondere Chemie zwischen den 4 MR. BIG Mitgliedern perlt auch auf „The Stories We Could Tell„ aus jeder digitalen Rille. Das sollte dem Interessenten dann auch schon Anreiz genug sein in diese zeit- und schnörkellose Hardrock Platte reinzuhören.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Gotta Love The Ride
02. I Forget To Breathe
03. Fragile
04. Satisfied
05. The Man Who Has Everything
06. The Monster In Me
07. What If We Were New
08. EastWest
09. The Light Of Day
10. Just Let Your Heart Decide
11. It’s Always About That Girl
12. Cinderella Smile
13. The Stories We Could Tell

Mario

ENCHANT – The Great Divine

Band: Enchant
Album: The Great Divide
Spielzeit: 55:51 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out
Veröffentlichung: 26.09.2014
Homepage: www.enchantband.com

11 Jahre nach dem letzten Werk „Tug Of War“ (2003) gibt es doch tatsächlich noch einmal ein Lebenszeichen der US Prog Veteranen ENCHANT, die der Szene mit „A Blueprint Of The World“ oder „Wounded“ unvergessene Perlen beschert haben. Nachdem Sänger/Gitarrist Ted Leonard bei Spock’s Beard eingestiegen war, lag die Zukunft der Kalifornier mehr denn je im Dunkeln. Umso erstaunlicher also, dass es nun doch noch zu einem neuen Album gereicht hat. Ob das allerdings auch ein Anlass zur uneingeschränkten Freude ist, dürfte in Fan-Kreisen noch kontrovers diskutiert werden. Auch weiterhin sind die Trademarks der Band sofort zu erkennen und Leonard ist natürlich immer noch ein begnadeter Sänger und nicht minder fähiger Gitarrist. Allerdings tut sich das Quintett auf „The Great Divide“ hörbar schwer damit richtig zündende Hooklines auf die Kette zu bekommen.

Im direkten Vergleich zu z.B. Threshold, die ihr neues Album fast zeitgleich vorlegen, sind ENCHANT immer eine kleine Ecke experimenteller unterwegs, auch wenn das Hauptaugenmerk bei beiden Bands auf eingängigen Melodien liegt. ENCHANT werfen allerdings eine Menge spielerischer Finessen und Spielereien in die Waagschale die das sofortige Aha-Erlebnis zwar verhindern, dem Hörer aber bei genauerem Hinhören eine Unmenge an Details offenbaren. So richtig gelungen ist der Mix aus Hook und musikalischem Anspruch in solchen Tracks wie „Within An Inch“, dem flotten, abwechslungsreichen „Deserve To Feel“ oder dem Titeltrack „The Great Divide“. Da können sowohl die tollen, mit Fusion-Zitaten gespickten Gitarrensoli von Douglas A. Ott genauso begeistern wie die effektiven Gesangslinien. Songs wie der verhaltene Opener „Circles“ oder All Mixed Up“ kommen hingegen nicht so richtig aus dem Quark und schlingern etwas ziellos Richtung Beliebigkeit.

Das durchwachsene Songwriting, das zwar gemessen am Backkatalog tatsächlich etwas unschlüssig daherkommt aber immer noch weit davon entfernt ist schlecht zu sein, gepaart mit einer etwas pappigen Produktion im Schlagzeugbereich verhindern unterm Strich leider eine höhere Note. Der erhoffte Comeback-Kracher ist „The Great Divide” daher nicht geworden. Prog Fans sollten der Scheibe aber dennoch eine Chance geben, denn die sehr wohl vorhandenen Pluspunkte erschließen sich erst mit der Zeit und einiger Beschäftigung.

WERTUNG:


Trackliste:

01. Circles
02. Within An Inch
03. The Great Divide
04. All Mixed Up
05. Transparent Man
06. Life In A Shadow
07. Deserve To Feel
08. Here And Now

Mario

AUDREY HORNE – Pure Heavy

Band: Audrey Horne
Album: Pure Heavy
Spielzeit: 42:18 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 26.09.2014
Homepage: www.audreyhornemusic.com

Ein leichtes Rümpfen der Nase ging einher mit der Ankündigung des neuen Rundlings der norwegischen Band AUDREY HORNE. Aber da hat der Schreiber dieser Zeilen wohl seine Hausaufgaben nicht gemacht. Denn was als ziemlich alternativ agierende Rockband begann, hat spätestens mit dem vorangegangenen, selbstbetitelten Album eine gehörige Kurskorrektur erfahren. Das ist allerdings nicht bis zu mir vorgedrungen. Nun haben die Norweger ihren vierten Langspieler „Pure Heavy“ fertig gestellt und siehe da – Classic Rock an allen Ecken und Enden. Und mehr noch: AUDREY HORNE machen eine echt gelungene Mischung aus alten JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, THIN LIZZY und wie sie alle heißen, die alten Helden. Metallisch geht es aber dennoch nicht zu auf „Pure Heavy“, auch wenn das der Titel suggeriert. Eher hardrockig, erdig und voller Leidenschaft. Dennoch gibt es zahlreiche Twin-Gitarren a´la Blechliesel und Leads a´la Eiserne Jungfrau.

Mit „Wolf In My Heart“ startet die Platte aber noch etwas verspielter und mischt sogar ein wenig STYX in den Sound. Da staunt der geneigte Fan. Furios, dieser Einstieg. Nicht weniger stark, wenngleich auch härter rockend kommt das flotte „Holy Roller“ daher. Frühe Judaspriester standen hier Pate. „Out In The City“ ist die bereits erwähnte Hommage an Phil Lynott und seine Mannen – schlicht und ergreifend großartig. „Tales From The Crypt“ greift die momentan recht populäre Idee auf, die alten musikalischen Erinnerungen an glorreiche Zeiten mit einigen Bandnamen anzureichern und daraus einen Song zu formen. Weitere Höhepunkte auf „Pure Heavy“ sind das pumpende „Into The Wild“, das Maiden-mässige „High And Dry“, das leicht punkige „Waiting For The Night“ sowie das abschließende „Boy Wonder“. Na, da haben wir ja fast alle Titel genannt.

Tja, was soll ich sagen? AUDREY HORNE haben mich total überrascht, ja geradezu weggeblasen. „Pure Heavy“ ist vollgepackt mit großartiger Musik irgendwo im Fahrwasser der 70er und 80er. Manchmal lehnen sich die Norweger ziemlich nah an die Vorbilder an, verpassen ihren Songs dabei aber doch immer noch genug eigenen Drive, damit das Album wie aus einem Guss und vor allem nach AUDREY HORNE klingt. Ganz großes Kino!

WERTUNG:


Trackliste:

01. Wolf In My Heart
02. Holy Roller
03. Out Of The City
04. Volcano Girl
05. Tales From The Crypt
06. Diamond
07. Into The Wild
08. Gravity
09. High And Dry
10. Waiting For The Night
11. Boy Wonder

Stefan

DUST BOWL JOKIES – Cockaigne Vaudeville

Band: Dust Bowl Jokies
Album: Cockaigne Vaudeville
Spielzeit: 42:24 min.
Stilrichtung: Hardrock, Hairmetal
Plattenfirma: Bad Reputation
Veröffentlichung: 25.09.2014
Homepage: www.dustbowljokies.com

Eigentlich ist das hier ein Re-Release. Denn der Erstling der schwedischen Formation DUST BOWL JOKIES ist schon seit Anfang 2012 erhältlich. Allerdings haben Alexx (vocals), Victor, Nicke (beide guitars), Action (drums) und Freddan (bass) ihr Debüt nur auf eigene Faust vertrieben und seit kurzem ist eine neue 2-Track EP im Umlauf, und auch diese beiden Nummern sind auf der hier vorliegenden Version der französischen Sleaze-Spezialisten Bad Reputation enthalten. Übrigens wurde die Scheibe von keinem Geringeren als Beau Hill produziert, der Sound ist also standesgemäß! Die DUST BOWL JOKIES wurden 2011 gegründet und wüten seither im schwedischen Untergrund – höchste Zeit, dass sich das ändert.

Ein Video zu „Boots On Rocks Off“ kursierte schon lange Zeit auf Youtube – und das ist auch der größte „Hit“ auf dem süffisant betitelten „Cockaigne (Schlaraffenland) Vaudeville (was für den frühen französischen Schlager steht)“. Von Schunkelmelodien ist das schwedische Quartett aber zum Glück weit entfernt. Aber mit dem erwähnten „Boots On Rocks Off“ haben sie schon eine Granate erschaffen. Irgendwo zwischen HANOI ROCKS, den QUIREBOYS oder BLACKEYED SUSAN verbreitet die Nummern enorm gute Laune. Shouter Alexx hat eine perfekte Stimme und auch sonst stimmt hier die Balance zwischen Eingängigkeit und Power.

Aber dieser Song ist natürlich nicht das Einzige, was man hier entdecken kann. Schon der dreckige Öffner „Down To The Bone“ hat – mit einer Prise Punk gewürzt – eine herrlich schöne Street Credibility, die Gang Vocals im Refrain tun ihr Übriges. Nach dem krachenden „Living In The Cellar“ fällt das lässig lockere „Lady Lechery“ über den Hörer herein. Bisher ein absolut geiles Hörerlebnis von einer jungen Hairmetal-Kapelle, die Biss hat.

Nach dem schwülstig schönen „Whore Of Babylon“ wird wieder gerockt. Besonders „Burlesque“, bei dem Alexx den Sebastian Bach gibt, kann punkten. Aber auch die beiden neuen Stücke sollen nicht ohne Erwähnung bleiben. „The Wicked“ transportiert ein bisschen staubiges Western-Outlaw-Feeling während „Blood, Sweat And Perfume“ ein cooler Rocker ist. Die beiden neuen Stücke haben noch mehr Power und zeigen eine weiter gereifte Band. Das soll die Leistung während der ersten 9 Songs allerdings nicht schmälern.

Die DUST BOWL JOKIES können auf diesem Package überraschen. Zum Einen bekommt man mit den beiden neuen Tracks einen kurzen aber deftigen Einblick in die aktuellen Geschehnisse der Jungs, und zweitens werden wohl die wenigsten „Cockaigne Vaudeville“ bereits im Regal stehen haben. Das sollte für jeden Hairspray-Fan Pflicht sein, denn die Schweden kopieren nicht blind drauf los sondern legen schon eine gewisse Eigenständigkeit ans Licht. Tolle Platte!

WERTUNG:



Trackliste:

01. Down To The Bone
02. Living In The Cellar
03. Lady Lechery
04. Boots On Rocks Off
05. Whore Of Babylon
06. Vulture Culture
07. Burlesque
08. Hoodoo Voodoo Allstar
09. Parody Of Paradise
10. The Wicked (Bonus Track)
11. Blood, Sweat And Perfume (Bonus Track)

Stefan

EVERGREY – Hymns For The Broken

Band: Evergrey
Album: Hymms for the Broken
Spielzeit: 60:58 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: AFM Records
Veröffentlichung: 26.09.2014
Homepage: www.evergrey.net

Wenn man den Aussagen von EVERGREY Mastermind Tom S. Englund glauben möchte waren EVERGREY nach ihrem letzten Album „Glorious Collision“ so gut wie tot! Der Meister selbst hatte kaum noch Ideen für neue Songs und nach dem Weggang der gesamten Restmannschaft stand der Fortbestand der Band doch arg auf der Kippe!
Aber das Schicksal hatte anderes mit der Band vor und nach einer gewissen Funkstille fanden die Bandmitglieder doch wieder zurück in die Heimat und somit besteht EVERGREY dieser Tage außer Tom wieder aus dem zweiten Gitarristen Henrik Danhage, Schlagzeuger Jonas Ekdahl sowie Bassist Jari Kainulainen.
Mannschaft also wieder komplett und auch die Freude und Inspiration an der Musik kehrten zurück und so betont der Gute Tom Englund immer wieder das mit dem neuen Werk „Hymms for the Broken“ das vielleicht beste Album der Band seit langem auf den Markt gebracht wird. Dabei klingt es so typisch nach EVERGREY wie immer, ohne jedoch irgendein älteres Werk zu kopieren.
Also Fans der Band und des Genre spitzen jetzt einmal genau die Ohren, denn mit dem einleitenden „The Awakening“ hat man ein prima Intro als Opener parat. Stimmungsvoll zwar, musikalisch aber natürlich absolut uninteressant!
Das anschließende „King of Errors“ ist dann gleich der erste Ohrwurm, sehr atmosphärisch beginnt die Nummer, man wägt sich gar in einem Spielfilmsoundtrack, und schon nach kurzem setzt der charismatische Gesang von Fronter Tom ein gepaart mit den typischen EVERGREY Riffs. Eingängig geht es auch im Chorus zu, von daher absolut zu empfehlen diese Nummer!
In die gleiche Kerbe, wenn auch nicht ganz so eingängig wie der Vorgänger, fällt dann das anschließende „A New Dawn“ aus. Dicht gefolgt dann vom atmosphärischen, „Wake a Change“ welches einen schön dahin träumen lässt, ohne die notwendige Härte vermissen zu lassen.
Bislang steuern EVERGREY also ganz klar auf ein absolutes Überalbum hin, mal schauen ob das auch so bleibt?
Oh ja und wie! Wunderbare Hymnen wie „Archaic Rage“ oder „Barricades“ wechseln sich ab mit kraftvollen Metalsongs wie „The Fire“ oder „Hymms for the Broken“ und im Schlussteil hält man mit „Missing You“ eine wunderschöne Ballade und dem progressiven Doppelpack bestehend aus „The Grand Collapse“ und „The Afermath“ einen passende Abschluss parat, der die Scheibe so beenden wie sie begonnen hat, bärenstark! Welcome back EVERGREY kann man da nur sagen!

Anspieltipps:

Die gesamte Platte ist absolut zu empfehlen, alles hörbar und absolut hitverdächtig!

Fazit :

Was tut das gut EVERGREY wieder zu hören und zu merken das die Jungs seit ihrem letzten Album “Glorious Collision” nichts verlernt haben! Mehr noch ich finde man packt nochmal eine Schippe drauf, obwohl das ja fast schon nicht mehr möglich erschien. Mal brachial, mal verträumt aber immer mit der notwendigen Portion Melodic schaffen EVERGREY hier ein absolutes Meisterwerk was sich kein Fan der Band und des Genres entgehen lassen sollte!
Gott sei Dank hat sich die Band wieder gefangen, sonst wäre uns hier echt absolut was entgangen!

WERTUNG:


Trackliste:

01. The Awakening
02. King of Errors
03. A New Dawn
04. Wake a Change
05. Archaic Rage
06. Barricades
07. Black Undertow
08. The Fire
09. Hymms for the Broken
10. Missing You
11. The Grand Collapse
12. The Aftermath

Julian