THE REVENANTS Interview

The Revenants – eine neue Band mit alten Bekannten

Im Musikbusiness tut sich mal wieder gewaltig was auf. Drei alte Freunde, super Musiker und wahre Seelenverwandte haben sich zu einer neuen Band zusammengeschlossen und starten ab dem 21.04.2023 mit ihrem ersten Album „Ghosts“.
The Revenants wurden im Frühling 2018 ins Leben gerufen – der italienische Gitarren-Zauberer Fabiano Arganese (Guitars, Keys) fing mit Studio-Produzent und Live-Sound Mischer Marc Ayerle (Guitars, Keys, Bass, Drums) an, in Marcs Klangmanufaktur Studios „herzum zu jammern“, wie es das Lable „El Puerto Records“ beschreibt. Kurz darauf wurde ein guter Freund der beiden gefragt, ob er nicht die Vocals beisteuern möchte, und so holten sich keinen anderen als Michelle Darkness (Frontman End Of Green) mit ins Boot und es war eine perfekte Kombi entstanden.

Anfang 2018 starteten die drei Freunde mit ihrer Idee und fingen mit dem Schreiben der Texte an. 5 Jahre später, also 2023, erscheint das Album nun endlich. Was ist in der Zeit passiert und wie lief der Werdegang von „Ghosts“ ab? Marc Ayerle stand mir hier Frage und Antwort: „Wir starteten 2018. Nach knapp zwei Jahren Schreiben und Produzieren waren die ersten 12 Songs eigentlich fertig und man wäre sicherlich für eine Veröffentlichung bereit gewesen. Durch Covid Anfang 2020 war aber alles erstmal komplett anders. Das Leben an sich wurde auf den Kopf gestellt und andere Dinge plötzlich viel wichtiger. Ich konnte lange meinen Beruf als Toningenieur nicht mehr ausüben. Damit verbunden waren natürlich große Existenzängste und viele Fragen, wie das alles weitergehen soll und kann. Zum Glück haben wir nach einem kurzen Dämpfer einfach weitergeschrieben. Das hat sehr geholfen, um durch diese schwierige Zeit zu kommen. Ende 2021 waren dann plötzlich 20 Songs fertig und wurden von mir in der KlangManufaktur gemischt und gemastert. Das letzte Jahr haben wir jetzt fast nur noch mit Artwork, Videodrehs und Gesprächen mit unserem Label verbracht.“

Das Album beinhaltet 20 Songs, fast 90 Minuten feinster Musik, so viele Titel sind mittlerweile eine Seltenheit geworden. Konnten sich hier die Drei nicht trennen oder war das beabsichtigt? „Ich kann jetzt natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich fand und finde es immer klasse, wenn es viel zu Hören gibt. Klar, ist schon ein deftiges Paket für ein Debüt, aber wir konnten uns einfach nicht entscheiden, welche Songs man eventuell weglassen könnte. Sie sind einem dann doch alle sehr an’s Herz gewachsen und unserer Meinung nach zu wertvoll, nicht gehört zu werden. Ganze Songs aussortiert wurden dementsprechend nicht, aber es gab und gibt sehr viele Fragmente und Bausteine, die im Laufe der Produktion in’s Regal zurück gestellt wurden.“, so Marc.
Ins Regal gestellt? – heißt das, man wird noch mehr von euch hören oder ist „The Revenants“ eine einmalige Sache? „Es gibt definitiv Pläne weiterzumachen, ganz klar. Es wird auch schon an Verschiedenem gearbeitet.“ So viel kann uns das Multitalent Marc zumindest mal sagen.

Es steckt auch eine ganze Stange Arbeit hinter einer derartigen Menge an Musik. Dann noch als neu „zusammengewürfelte“ Band? Wie kann man sich das vorstellen? Marc beschrieb die Zusammenarbeit als sehr angenehm und fast schon magisch: „Tatsächlich war der ganze Schreib- und Produktionsprozess sehr angenehm und entspannt. Die Harmonie war stellenweise fast schon magisch. Wir drei kennen uns schon ewig und uns verbindet eine enge Freundschaft. Das und die Tatsache, dass wir nie etwas erzwingen oder im Vorfeld zu sehr planen oder besprechen wollten, hat die nötige Gelassenheit in’s Studio gebracht um die Musik weitestgehend für sich selbst sprechen zu lassen und kreativ zu sein. Aber wie bei
gutem Wein, war auch eine gewisse Reifezeit nötig. Viele Songs wurden immer wieder
hervorgeholt, verfeinert und umgebaut, bis sie sich richtig anfühlten.“

Für mich klingt das fast schon zu perfekt, oder zu einfach für eine neue Band, weshalb sich für mich die Frage stellt, ob man hier nicht an seine Grenzen stößt. Ich meine, man hat in dieser Konstellation noch nie zusammengearbeitet, Michelle hat noch eine weitere Band, etc. Doch auch das konnte Marc Ayerle selbstsicher verneinen: „Eigentlich nicht wirklich, aber klar, eine Produktion in dieser Größenordnung ist nicht ohne Anstrengung. Vor allem für mich, Musiker, Songwriter und Produzent in einem, war es schon ein Berg an Arbeit, der nicht ganz ohne Verschleißerscheinungen zu meistern war. Die ein oder andere Schaffenspause musste schon eingelegt werden.“ Die Doppelbelastung für Michelle ist auch kein Problem. „So wie ich ihn kenne, sollte das keine Probleme geben. Er ist es gewohnt in verschiedenen Bands gleichzeitig zu agieren.“

Bei meiner Recherche über die Band bin ich unter anderem über den gleichnamigen Film mit Leonardo di Caprio gestolpert, auch das sollte kein Zufall sein. Marc Ayerle erklärt, wie es zu diesem Bandnamen gekommen ist und was dahintersteckt: „Er ist natürlich vom gleichnamigen Film mit Leonardo di Caprio inspiriert. Einer meiner Lieblingsfilme. Er steht vor allem im Kontext zu den Lyrics. Wiedergänger oder Grenzgänger wäre vielleicht eine adäquate Übersetzung. Viele unserer, doch sehr persönlichen Texte, handeln genau davon. Ich sehe sie auch als Katharsis und Bewältigung oder Überwindung dunkler Kapitel und Phasen in meinem Leben. Das ist bei Michelle ähnlich.“

Und genau das, ist bei den Songs deutlich zu hören. Man merkt die Harmonie zwischen den drei Musikern deutlich, in jedem einzelnen Titel ist zu spüren, dass es eine Art Verbindung gibt. Jeder Song ist voller Energie und Leidenschaft, so fällt es mir schwer, hier einen als Lieblingssong oder Favoriten auszuwählen. Bei jedem neuen „Durchgang“ hat mir ein anderer Song besser gefallen. So ähnlich ging es auch der Band bei der Frage nach einem Favoriten: „Wie gesagt, eigentlich alle. „Ghosts“ hat aber sicher einen besonderen Bonus, da er der erste war, den wir zusammen fertiggestellt haben. Für mich persönlich sind, vor allem auch lyrisch, „Redemption“ oder „The End Is Black“ deutlich wichtiger. Über die letzten Wochen hat sich „Ain’t No Wine“ bei mir so ein wenig zum Geheimtipp entwickelt.“

Änderungswünsche gibt es im Großen und Ganzen nicht. Marc bezeichnet sich selbst als experimentierfreudigen Produzenten und sieht das Ganze relativ nüchtern: „Man findet immer ein Haar in der Suppe. Ich, als experimentierfreudiger Produzent, kann
Songs sowieso sehr schwer loslassen. Es gibt immer so viele Details, die es zu beachten
gilt, oder Ideen die ich noch hätte. Natürlich denke ich an verschiedenen Stellen
manchmal, „Ach hätte ich diese Melodie hier oder jenes Klavier dort noch lieber etwas
lauter/leiser gemacht“. Tatsächlich sind wir aber absolut zufrieden mit dem Gesamtwerk
und würden nichts dran ändern wollen.“

Kein Wunder, dass das Label Gründer Torsten Ihlenfeld von „El Puerto Records“ in einem Interview meinte: „In einer perfekten Welt wären The Revenants das nächste große Ding für die Arenen dieser Welt. In einer perfekten Welt würden diese Songs die Charts dieser Welt anführen…“. Marc lacht, „Wenn Torsten das sagt, muss es stimmen…“.
Die Reaktionen der Fans waren laut Marc bisher reine Bestätigung. „Überwältigend. Wir sind wirklich sehr glücklich, dass die Menschen die Songs bisher so mögen.“
Somit würde ich behaupten, dass einer Tour doch nichts im Wege stehen würde, oder?
„…Liveauftritte wurden bisher erst spärlich angesprochen und eine klare Linie gibt es noch nicht wirklich. Eine Wunschliste an Begleitmusikern ist sicher vorhanden, aber konkret ist das alles noch nicht. Wir sind alle drei sehr eingespannt und beschäftigt, doch sag’ niemals nie, wir werden sehen…“.

Und was kommt danach? Was hat eine Band vor, sobald das Debütalbum released wurde? „Zurücklehnen, stolz sein und warten bis die Millionen auf dem Konto sind“, scherzt Marc
„Quatsch! Wir freuen uns jetzt sicher erstmal auf den Release des Albums am 21.04. und
die Reaktionen darauf. Aber sobald der erhoffte Applaus verklungen ist, werden wir uns
an neue Songs machen.“

Darleen Barth

 

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