MERCURY FALLING Interview

 


 

Die deutsche Melodic Power Metal Band MERCURY FALLING kommen dieser Tage mit ihrem vierten Werk „Introspection“ um die Ecke. Nachdem die Band vielleicht noch nicht den Bekanntheitsgrad hat den sich verdient, war es an der Zeit dies zu ändern und Bandkopf Daniel Galmarini ein paar Fragen zur Band selbst und zum neuen Diskus zu stellen!


J.P: Hallo Daniel, vielen Dank das du mir ein paar Fragen zu eurem neuen Album, zu eurer Band und zu eurer Zukunft selbst beantwortest. Für diejenigen denen die Band jetzt nicht so viel sagt, stell dich und die Band vielleicht einmal kurz vor damit wir alle auf dem gleichen Stand sind?


D.G: Hey Julian, total gerne!! Da verlangst Du aber schon zu Beginn des Interviews schwierige Dinge von mir (lacht). Ich glaube, es gibt kaum was komplexeres, als seine eigene Musik in eine Sparte zu packen. Egal was ich jetzt sage, 100 andere Leute würden anschließend behaupten, dass diese Kategorie nicht wirklich unsere Musik charakterisiert.Weitgehend würde ich persönlich sagen, wir spielen Metal. Gute Songs, die ins Ohr gehen und manchmal, in Solopassagen, sich gerne ein klein wenig vom Songgerüst lösen. Was ich bevorzuge sind auch gerne etwas dunkle Klänge. Ich glaube das unterstreicht die Textlichen Aussagen ganz gut bei uns. Deshalb läuft die Band unter der Flagge des DARK-MELODIC-METAL. Unser Line-up besteht mittlerweile schon recht lange Zeit. Ich glaube seit 2002 oder so. Ganz sicher bin ich mir aber gerade leider nicht. Das müsste ich mal nachrechnen…Michael Pabst an den Vocals, mein Bruder Tobias an der Gitarre, Maicel Panitz an den Drums, Paul Viertel am Bass und ich an den Keys.


J.P: Ihr habt mit „Introspection“ ein neues Album am Start. Vier Jahre hat es nach dem letzten Album gedauert, in der heutigen Zeit ist das ja schon recht lange, warum so lange? Wie lief denn der Aufnahmeprozess ab? Von wann bis wann ist denn das Album entstanden?


D.G: Da hast Du absolut Recht, das ist in der heutigen, schnell lebenden Musikbranche eigentlich eine Ewigkeit. Es gab einige Faktoren, die für die Verzögerung verantwortlich waren. Fast alle Songs waren eigentlich 1 Jahr nach dem letzten Album „INTO THE VOID“ geschrieben. Die meistens Songs sind im Zeitraum zwischen 2013 und 2014 entstanden. „ALL THINGS FALL APART“ zum Beispiel war aber bereits 2011 fertig. Das war quasi ein Überbleibsel der letzten SongwritingSession gewesen. Wir hatten auschließend mit zeitlichen Engpässen diesmal zu kämpfen. Die Produktion beziehungsweise die Recordings dauerten letztendlich auch länger als uns recht war. Angefangen mit dem ersten Artwork, was wir wegen Unzuverlässigkeit des Künstlers cancelten, über Erkrankungen der Musiker, zeitlichen Engpässen der Produktionscrew bis hin zu technischen Problemen beim Mixing. Dazu kam natürlich die Vorlaufzeit, die ein solches Produkt braucht, bis es letztendlich in den Läden steht. Insgesamt war es eine sehr aufreibende Produktion. Aber im Endeffekt sind wir, innerhalb der Band, sehr froh ein schönes Album aufgenommen zu haben und es platzieren zu können. Und wenn es in der Presse so tolle Resonazen bekommt, freut uns das riesig! Unsere Aufnahmeprozesse beziehungsweise SongwritingProzesse laufen oft ähnlich ab. Man hat eine Idee, produziert dies vor, zeigt es der Band. Wenn es für gut erachten wird, wird der Song im Proberaum arrangiert und geprobt. Wenn das läuft, gehen wir ins Studio und nehmen das Songgerippe auf und es wird weiter arrangiert. Ganz zum Schluss, wenn alle Instrumente eingespielt sind, bekomme ich die gesamten Spuren und arrangiere die letzten Keys. So lief es bei dieser Produktion diesmal ab. Diese Kette funktioniert eigentlich, meines Erachtens recht gut, auch wenn sie sehr zeitintensiv ist.

J.P: Wenn du eure neue Platten mit der letzten miteinander vergleichst, worin siehst du die größten Unterschiede?


D.G: Ja, da gibt es definitiv Unterschiede. Ich finde allerdings, dass beide Alben eindeutig nach MERCURY FALLING klingen. Das Vorgängeralbum „INTO THE VOID“ (2012) war in musikalischer Hinsicht nicht ganz so „Akkordreich“ wie der aktuelle Output. Bei „INTO THE VOID“ sitzen die Akzente ganz eindeutig auf dem Gitarrenriffing. Das war alles recht rhythmisch aufgebaut. „INTROSPECTION“ hingegen basiert in vielen Parts auf Chords und „mehr“ Melodien. Auch wenn beispielsweise „ART OF WAR“ sicherlich auch auf dem Vorgängeralbum hätte drauf sein können, stelle ich mir eine Nummer wie „SAVE ME“ oder „WHAT REMAINS“ etwas befremdlich auf dem 2012 Output vor. „INTROSPECTION“ ist meiner Meinung nach etwas durcharrangierter und die Keyboards haben eine zentralere Rolle innerhalb der Songs, auch wenn man dies vielleicht nicht beim ersten Durchhören merken würde.


J.P: Gehen wir mal auf ein paar Songs ein. Für mich sind die stärksten Songs ganz klar am Anfang mit “Skinwalker”, “Of Sinners & Saints”, “Art of War” “Save me” sowie euer fünfteiliges Epos am Ende. Kannst du uns zu diesen Songs etwas erzählen?


D.G: Na klar- Wird aber lang! Ich versuch mich kurz zu fassen – mal sehen wie es ausgeht. Inhaltlich beschäftigt sich „SKINWALKER“ mit der Legende des Gestaltenwandlers. Ein Mensch kann, dieser Legende der Navajo nach, die Gestalt eines Tieres annehmen. In diesem Mythos gibt es starke Parallelen zu der europäischen Sage des Werwolfes. Obwohl diese beiden Kulturen in der damaligen Zeit keinerlei Berührungspunkte besaßen, beschreiben sie eindeutig dasselbe Muster. Das Animalische im Menschen. Es Gibt zu diesem Thema einige Abhandlungen des Psychaters C.G. Jung. Er nennt dieses Phänomen „Archetypen“. Diese Archetypen sind „Universell vorhandene Strukturen in der Seele aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschichte und Kultur“. „OF SINNERS & SAINTS“ beschäftigt sich textlich mit dem Thema Moral und wer selbige wie definiert. „Wer sagt in unserer Welt, was verwerflich ist oder moralisch genannt wird? Letztendlich wird Moral in irgendeiner Weise konstruiert. Beschäftigt man sich mit Zeitgeschichte, stellt sich heraus, dass Moral sich immer wieder im Begriff ist wandeln. Sie ist quasi abhängig von Kultur, Wirtschaftsinteressen, Fortschritt, Bildung und vielen Faktoren mehr. „ART OF WAR“ behandelt das fortschreitende Kriegstreiben diverser Nationen. Viele unserer „ach-so-gebildeten“ Bürger glauben tatsächlich jeden Scheiß in der Presse. Leider werden wir tagtäglich medial betrogen und manipuliert. Man glaubt doch nicht tatsächlich, dass ein Bundespräsident Wulff beispielsweise gehen MUSSTE, weil er 2-3 Mal auf Kosten von Lobbyisten Urlaub gemacht hat? Ich bin davon überzeugt, dass die Bürger eines Landes nur gefilterte Infos bekommen. Selbst in der Bundesrepublik Deutschland! So beginnt Hetze und Kriegstreiben. Kriege werden aktiv gesteuert und passieren nicht einfach. In Kriegen geht es eigentlich auch nie um ideologische Überzeugungen, sondern einzig und alleine um wirtschaftliche und finanzielle Interessen. Religion zum Beispiel wird dann letztendlich ebenfalls als Waffe eingesetzt. Aber im Grunde geht es nicht darum. Die Kriege, die im Namen von irgendwelchen Göttern geführt werden, sind totaler Unsinn. Der Arbeitstitel des Liedes war auch zunächst „ARCHITECTS OF WAR“. Eigentlich beschreibt dieser Titel das Thema auch am besten. Die restliche Band meinte allerdings das Wort „ARCHITECTS“ könne ja kein Nicht-Muttersprachler aussprechen… „SAVE ME“ ist recht schnell erklärt: Liebe… Ich glaube, wenn ich über der  musikalische Aspekt reden würde, würde das den Rahmen hier sprengen. Am geschicktesten ist es sich dazu mal einfach die Songs anzuhören.

J.P: Im Detail müssen wir auch nochmal über euer fünfteiliges Titelstück „Introspection“ sprechen. Welche Geschichte liegt dahinter, wie gingen euch die Arbeiten speziell bei diesem Stück von der Hand und wer hatte die Idee zu so etwas?


D.G:  Inspiriert wurde der Track durch das Buch “Jeden Tag ein bisschen näher” von dem Psychoanalytiker, Psychotherapeut, Psychiater und Schriftsteller IRVIN YALOM. Allerdings wurde der Titeltrack lediglich nur davon inspiriert. Nicht vertont! Textlich beschäftigt sich dieser mit Selbstwahrnehmung einer borderline erkrankten Frau. Das Buch besteht aus der schriftlich fixierten Sicht der Patientin und schriftlichen Dokumentation des Therapeuten über die Sitzung bis hin zur Verbesserung des Zustandes der erkranken Protagonistin. Es ist quasi eine Gegenüberstellung der subjektiven Wahrnehmung von Patient und Arzt. Die Idee stammt von mir. Ich hatte das Buch in der Zeit des letzten Releases „INTO THE VOID“ gelesen und es hat mich nicht mehr los gelassen und immer weiter beschäftigt. Ursprünglich war es gar nicht als 20 Minütiges Stück geplant. Das hatte sich musikalisch im Laufe des Komponierens einfach in Eigendynamik entwickelt. Jeder Part des Stückes steht für ein Entwicklungsprozess. METAMORPHOSIS I zeigt die Gefangenheit in Dunkelheit der Protagonistin. Von ECHOES bis GHOST OF ME entwickelt sich die Person immens weiter bis hin zu WHOLE AGAIN. In diesem Lied findet man etwas Versöhnliches, die Auseinandersetzung mit sich selbst und einen Weg sich selbst in Einklang zu bringen -Obwohl ich das Ende musikalisch offen gehalten habe. Es enden nicht mit einer Schluss Sequenz, sondern bleibt tonal offen. Ich möchte Dinge für den Hörer oder Leser offen lassen und nicht alles wie in einem Restaurant servieren. Es ist viel spannender den Hörer auf eine Reise einzuladen, bei der er sich seine eigenen Gedanken machen kann. Wenn man das Stück aufmerksam verfolgt hat die Protagonistin, wie in klassischen Stücken, ein eigenes Motiv, welches in jedem Part erneut erklingt und variiert wird. Dieses Motiv hält alle 5 Parts zusammen und gibt dem Song Einheit. Das spielen mit diesem Motiv und das hereinarbeiten in die Parts war eine tolle Herausforderung.

J.P: Gibt es ein Konzept hinter dem Album? Wovon handeln eure Songs meistens?


D.G: Ein komplettes Konzept was das gesamte Album bestimmt, gibt es nicht wirklich. Vielmehr ist das Album in zwei Parts geteilt. Zum einen haben wir die ersten 9, voneinander getrennten, Songs. Und zum anderen das 20 Minütige Titelstück INTROSPECTION, was durch 5 unterschiedliche Songs unterteilt ist. Ich glaube, lyrisch geht es meistens um psychologische Aspekte des Menschseins und des sozialen Zusammenlebens. Es gibt aber natürlich einen engen Zusammenhang zwischen Coverartwork und Titel des Albums. Das empfinden wir immer wieder sehr wichtig. Das muss schon eine runde Sache sein. Die Bilder eines Albums sind schließlich Identifikations- und Assoziationspunkte für den Hörer.


J.P: Wir müssen noch eine Personalie abarbeiten, ich kannte euch ja vorher auch noch nicht so, was ich zu meiner Schande gestehen muss! Mich hat euer Sänger Michael Papst mächtig beeindruckt! Wo habt ihr den Kerl denn aufgetrieben? 🙂 Eine geile, variable Stimme hat der Gute da am Start!

D.G: Michael war mit mir zusammen in einer Schülerband. Kurz nachdem unser erster Sänger aus der Band schied, sah ich diesen coolen Typen auf der Schulbühne wie er eine Lied, begleitet von einem Lehrer, sang. Ich fand die Stimme damals schon toll und fragte ihn, ob er Lust hätte in einer Band zu singen. Michael hat sich in den letzten Jahren gesanglich auch immer wieder verbessert. Seine Leistung auf dem Album hat uns selbst ziemlich umgehauen. Micha ist eben wie ein guter Wein! Ich finde es auch gerade stark, dass wir nicht so einen Kastratensänger haben. So klingt die Band unique und nicht nach einem HELLOWEEN-ANGRA-STRATOVARIUS-Klon. Obwohl ich diese Bands natürlich absolut verehre. Aber keiner braucht eine Kopie!

J.P: Ihr seid vermutlich keine Berufsmusiker, oder? Wenn nein, wie schwierig ist es das Bandleben und das normale Leben oder eure Jobs unter einen Hut zu bekommen?


D.G: Ich lebe von der Musik und bin Berufsmusiker. Aber das heißt nicht, dass ich von dieser Band leben kann. Das ist in den Zeiten von SPOTIFY & Co kaum noch möglich. Eigene Musik zählt im Grunde nicht mehr viel. CDs werden ja leider kaum noch verkauft. Ich habe gerade letzte Woche gelesen, dass RHIANNA mit nur 17000 Einheiten auf Platz 1 der amerikanischen Charts eingestiegen ist. Das ist ein Witz, wenn man daran denkt, wieviel Geld eine gute Produktion kostet, welches Wissen man mitbringen muss und wieviel Jahre es benötigt ein Instrument zu beherrschen. Und dann bekommt man von SPOTIFY 0,00000000001 Cent!!! Ich spiele in einigen Coverbands, Tributshows und gebe Unterricht. Sonst wäre ein Leben von Musik nicht möglich. Die Jobs und das Familienleben der Anderen unter einen Hut zu bringen, gestalten sich manchmal tatsächlich etwas schwierig. Aber in unserem Fall ist es ziemlich ok. Wir respektieren uns gegenseitig und sind relativ geerdet. Man kann über die meisten Sachen sprechen, ohne dass ein Bandmitglied gleich einen cholerischen Anfall bekommt.

J.P: Daniel wie geht es denn jetzt genau bei MERCURY FALLING weiter? Seid ihr in naher Zukunft live zu sehen? Was steht bei dir selbst als nächstes an?


D.G: Wir haben vor 2 Wochen das Album veröffentlicht. Da steht zunächst mal die Promoarbeit des neuen Outputs an. Wir werden gegen Ende des Jahres einige vereinzelte Auftritte spielen. Seit Anfang des Jahres arbeiten wir mit Frank Wilkens von Nauntown Records zusammen. Wir hoffen, dass wir durch Frank nächsten Jahres live etwas präsenter sein können. Wir sind durch ihn bei einigen Acts als Support im Gespräch. Aber das ist noch nicht ganz spruchreif. Der Livemarkt ist leider sehr schwer geworden. Viele Bands oder Künstler benutzen den Livesektor um das Geld zu generieren, was ihnen durch die geringen Verkaufszahlen der Alben und Singles verloren geht. Deshalb sind Liveslots mittlerweile rar gesät.


J.P: Vielen Dank Daniel für deine Zeit und die interessanten Antworten im Zuge dieses Interview! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft, die letzten Worte gehören natürlich dir.

D.G: Vermehret Euch, habt vor allem eine gute Zeit, das Leben ist zu viel zu kurz!! Und kauft unser Album! – Ganz wichtig – kauft dieses unglaublich tolle Album!! Hört mal in unserer YOUTUBECHANNEL rein: https://www.youtube.com/watch?v=m3znTi5sZRA

…. Und wenn`s Euch gefällt, kauft das Album oder hinterlasst mal `nen Kommentar. Danke Julian für diese Möglichkeit!


Julian

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