HEAVEN SHALL BURN – Of Truth And Sacrifice

Band: Heaven Shall Burn
Album: Of Truth And Sacrifice
Spielzeit: 97:35 min
Stilrichtung: Metalcore / Melodic Death Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 20.03.2020
Homepage: www.facebook.com/officialheavenshallburn/

HEAVEN SHALL BURN lassen mit ihrem Doppelalbum „Of Truth And Sacrifice” den Himmel nicht nur brennen, die Jungs fackeln ihn komplett ab. Unsere liebsten Thüringer – dass sind neben Sänger Markus Bischoff noch sein Cousin Eric Bischoff am Bass, die Gitarristen Maik Weichert und Alexander Dietz sowie Drummer Christian Bass – zeigen mit ihrem neuesten Dreher der geneigten Hörerschaft, wo der Frosch die Locken hat und warum Metalcore noch lange nicht tot ist. In 19 starken Tracks ballern uns HEAVEN SHALL BURN ihre Sicht der Dinge um die Ohren und lassen ihren Gefühlen in knapp 100 Minuten freien Lauf. Und das so herrlich laut und genial, dass es eine wahre Ohrenfreude ist. Mit „Of Truth And Sacrifice“ setzen HEAVEN SHALL BURN ihren seit der Gründung 1996 erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter fort und schaffen es, auch nach über 20 Jahren noch einen drauf zu setzen.
Schon das endzeitstimmungsvolle Intro „March of Retribution“ ist ein kleines Glanzstück für sich, welches mit dem unverkennbaren Scream von Markus Bischoff ins wuchtige und mit der Waffenlobby abrechnende „Thoughts and Prayers“ übergeht. Direkt bei diesem ersten wichtigen und HEAVEN SHALL BURN-typischen Statement bleibt kein Auge trocken. Und so geht es auf Teil 1 „Of Truth“ auch direkt weiter. Auf das hardcorlastige „Eradicate“ folgt das nicht minder schwergewichtige „Protector“. Hier ist der schwedische Einfluss wieder deutlich hörbar, aber so gut dosiert, dass es den persönlichen Stil nicht überlappt. Die in die Jahre gekommene Götborger Schule kann sich hier mal ein Stückchen abschneiden.
Ein unerwartetes Sahnestückchen der „Truth“-Seite aber ist „Übermacht“. Mit nach RAMMSTEIN klingenden Industrial-Einschlag schaffen HEAVEN SHALL BURN hier sehr spielerisch den Wechsel zwischen den Stilen. Ein sehr geiler Track, der mittlerweile auch als Videosingle veröffentlicht wurde. Ich sag ja nur „Es zwingt dich auf die KNIIIIEEEEEE“. Genial. Ein Track für jeden, der HEAVEN SHALL BURN, BEHEMOTH und LAMB OF GOD gleichzeitig hören will.
Und CD1 wird auch mit keinem der nachfolgenden Songs schlechter. Davon kann man sich mit dem bereits vor einiger Zeit veröffentlichten „My Heart And The Ocean“ (starker Tobak für alle Tierschützer) oder das mit den Minsker Philharmonikern aufgenommene Gänsehautstück „Expatriate“ überzeugen. So unterschiedlicher die beiden Songs nicht sein können, erkennt man in Beiden HEAVEN SHALL BURN wieder. Die Trademarks sind einfach gesetzt. Den Abschluss von CD1 bildet „The Ashes Of My Enemies“, ein düsteres atmosphärisches Instrumentalstück für einen Abschluss und Übergang perfekt gewählt. Damit endet „Of Truth“, ein Album, welches Zuversicht und Kampfbereitschaft signlisiert und zu „And Sacrifice“ überleitet, das sich mit den Opfern und den Kämpfen befasst, die man für die Wahrheit auf sich genommen hat und auch künftig nicht scheuen wird, so Gitarrist Maik Wichert.
Und auch CD2 enttäuscht keineswegs. Die Jungs gehen hier experimentierfreudiger mit ihrer Musik um und hauen dann auch mal solche Tracks wie die Doom-Death Ballade „The Sorrows Of Victory“ raus oder das genial arrangierte „La Resistance“, eine Mischung aus Techno/Trance Hardcore und Death Metal und dazu noch mit Disco-Grooves unterlegt. Auf so eine geniale Idee können ja nur die Thüringer kommen. „Stateless“ wiederum hat seine Heimat im Black Metal (ja, auch das können die Jungs) und thrashig wird es mit „Critical Mass“. Den Abschluss des „Sacrifice“-Teils bildet das mit Streichern unterlegte „Weakness Leaving My Heart”. Der Besuch bei den Minsker Philharmoniker hat sich definitiv gelohnt. Dazu tummeln sich noch Freunde der Band auf dem Album, so sind zum Beispiel Chris Harms von LORD OF THE LOST, Andreas Dörner von CALIBAN oder auch Matthi von NASTY zu hören.
Auf „Of Truth And Sacrifice“ ist für jeden etwas dabei und dabei verlieren HEAVEN SHALL BURN niemals ihren eigenen Stil oder werden zu einer Parodie des jeweiligen Genres. Auch ihre politischen Statements kommen auf dem neuesten Album nicht zu kurz und das ist auch gut so, macht die politische Einstellung doch einen Großteil des Sounds der Band aus und sind in der heutigen Zeit aktueller und wichtiger denn je. 19 geniale Songs, bei denen es bei keinem einzelnen Stück langweilig wird. Man spürt regelrecht die Spielfreude und Liebe zum Detail in jedem einzelnen Song, das mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass die Musik bewusst als Hobby ausgelegt ist. Alle Bandmitglieder haben neben der Band noch ein berufliches und privates Leben. So studiert der promovierte Staatsrechtler Maik aktuell noch Kulturgeschichte, Markus Bischoff ist Krankenpfleger, sein Cousin Eric Ergotherapeut, Schlagzeuger Chris ist Pädagoge und entwickelt Lernspielzeug und Alex betreibt sein Studio. Ihre bürgerlichen Berufe üben die Jungs nicht aus wirtschaftlichen Gründen aus, sondern um sich zu erden und etwas Normalität zu behalten. „Wir haben mal auf dem Summer Breeze gespielt und wurden von 30.000 Leuten abgefeiert“, erinnert sich Maik. „Danach haben wir unseren Sänger direkt zur Frühschicht im Krankenhaus abgeliefert, waren aber fünf Minuten zu spät. Der hat sofort einen Riesenanranzer von der Oberschwester bekommen, da hat man dann gar keine Zeit, auf Wolke sieben zu schweben, sondern ist sofort wieder in der Realität. Das finden wir gesund.“ Und genau dies spürt man bei jedem Album der Band.

Fazit: HEAVEN SHALL BURN haben sich und den Fans mit „Of Truth And Sacrifice” ein wundervolles Geschenk gemacht. Man merkt deutlich, das die längere Vorbereitung auf das Album der Band und dem Sound gut getan haben. Gewohnt kämpferisch und mit einer starken Meinung, die sie in den einzelnen Songs klar und deutlich zum Ausdruck bringen, ist „Of Truth And Sacrifice“ eines der besten Alben der Band. Auch wenn 100 Minuten schwer verdaulich wirken, lohnt es sich auf jeden Fall, das Album in einem durchzuhören. Einige Songs sind experimentell und bewegen sich auf ungewohntem Terrain, aber in jedem einzelnen Stück hört man deutlich HEAVEN SHALL BURN heraus. Die Band vereint auf „Of Truth And Sacrifice“ die Jahrzehnte Ihrer Bandgeschichte zu einem monumentalen Meisterwerk, was schwer zu toppen sein wird. Chapeau, meine Herren. Das Teil ist genial geil und ich freue mich schon wie ein Keks auf eine hoffentlich baldige Liveinterpretation.

WERTUNG:

 

 

Trackliste:

CD 1
01. March of Retribution
02. Thoughts And Prayers
03. Eradicate
04. Protector
05. Übermacht
06. My Heart And The Ocean
07. Expatriate
08. What War Means
09. Terminate The Unconcern
10. The Ashes Of My Enemies

CD 2
11. Children Of A Lesser God
12. La Resistance
13. The Sorrows Of Victory
14. Stateless
15. Tirpitz
16. Truther
17. Critical Mass
18. Eagles Among Vultures
19. Weakness Leaving My Heart

Tänski

Wer sich von der Qualität und der Wandelbarkeit der Band überzeugen möchte, sollte hier mal reinhören:

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