OVERKILL – The Years Of Decay (Klassiker der Woche)

Band: Overkill
Album: The Years Of Decay
Spielzeit: 56:24 min.
Stilrichtung: Thrash Metal, Heavy Metal
Plattenfirma: Megaforce Records
Veröffentlichung: 13.10.1989
Homepage: www.wreckingcrew.com

Jedes Mal, wenn die Retrospektive in den eigenen CD-Regalen gestartet wird und nach langer Zeit wieder das ein oder andere Schmuckstück aus den Reihen „fällt“, muss man sich eingestehen, dass heute alles gut, vieles aber früher noch besser war. Dieser Gedanke kreiste schon beim ersten Blick auf das großartige Coverartwork in den Gehirnwindungen. Im heutigen Fall weichen wir sogar ziemlich von der üblichen Schiene unseres „Klassiker´s der Woche“ ab. Nicht, weil das hier kein Klassiker wäre, aber doch um Längen härter ist als 99% aller bisher besprochenen Platten in dieser Rubrik.

OVERKILL´s Meisterwerk „The Years Of Decay“ muss heute herhalten und sich meiner Sezierung unterziehen. Dabei ist diese Scheibe von 1989 bei Leibe nicht der einzige Klassiker im Repertoire der Kapelle aus New York die bereits seit 1980 ihr Unwesen treibt. Schon das 1985er Debüt „Feel The Fire“ wird seinem Ruf als Klassiker gerecht. Mit melodischer, aber dennoch roher Gewalt erheben sich nicht zuletzt aufgrund von Bobby „Blitz“ Elsworth´s einzigartigem Gesang neun Granaten, die aber vor allem auch durch Bobby Gustavson´s variablem Gitarrenspiel geprägt werden. „Rotten To The Core“ ist auch der erste Hit der Band.

Danach gesellen sich mit „Taking Over“ 1987 und „Under The Influence“ 1988 noch zwei weitere bärenstarke Alben hinzu. Was die Amis aber 1989 mit „The Years Of Decay“ aufs Parkett zaubern, hat die Welt noch nicht gehört. Generell könnte man die Songs auf „The Years Of Decay“ in drei wesentliche Stile unterteilen: Thrash Metal, Punk und Doom Metal, jedoch nicht ohne den allgegenwärtigen OVERKILL Stil zu untergraben.

Da hätten wir das noch mit relativ klassischem Bandsound versehene Eröffnungsstück „Time To Kill“. Die Gitarren braten tief vor sich hin, der Bass summt hell darüber, die Drums strotzen nur so vor Kraft und Bobby´s Stimme ist das Bindeglied für diesen Wahnsinn. Auch „Elimination“ könnte auf einem der vergangenen Alben stehen und schlägt leicht punkige Töne an. Diesen Weg führt „I Hate“ noch konsequenter fort – ein Punksong vor dem Herrn.

Mit „Nothing To Die For“ streuen die Amis wieder einen Song ein, der an die bisherigen Alben erinnert, aber vor Spielfreude nur so strotzt. Das nächste richtige Highlight folgt mit „Playing With Spiders/Skullcrusher“. Der erste Teil ist instrumental gehalten. Mit schnellen Läufen beschwören OVERKILL eine Stimmung herauf, die auch aus „Arachnophobia“ oder ähnlichen Horrorstreifen stammen könnte, der von achtbeinigen Tierchen handelt. Die beklemmende Stimmung wird aber durch den doomigen zweiten Part „Skullcrusher“ noch verstärkt. Tiefer die Gitarren nie klingen ist hier das Motto und die Amis machen allen Kollegen, die sich dem Slowmotion-Metal verschrieben haben, alle Ehre. Der kraftvolle Sound tut sein übriges – die Drums klingen, als wären sie in einem riesigen Flugzeughangar aufgenommen worden.

Nach diesen intensiven gut zehn Minuten muss man sich erstmal abschütteln. Das funktioniert am Besten mit dem flotten „Birth Of Tension“, bei dem das erste Mal überhaupt Double-Bass Einlagen zu hören sind. Mit „Who Tends The Fire“ folgt schon der nächste Höhepunkt – eine weitere Nummer, die tief im Doom verwurzelt ist. Langsam baut sich eine klaustrophobische Atmosphäre auf um dann stoisch vor sich hin zu walzen. Ein weiterer Song, der seine Dauer spielend über acht Minuten hievt – und das ohne eine Sekunde langweilig zu werden. Das ist wahrhaft große Kunst.

Mit einer annähernd langen Spielzeit kommt der darauf folgende Titeltrack daher. Ein Protoyp einer Ballade, die aber dennoch alle Zutaten von OVERKILL beinhaltet. Zu guter Letzt gibt es mit „E.vil N.ever D.ies“ einen Nackenbrecher erster Güte, bei sich alle Bandmitglieder so richtig schön austoben können. Nicht ohne natürlich ein weiteres schwarzgefärbtes Intro bzw. einen langsamen Mittelteil einzubauen, der ein Riff zugegebenermaßen beim eigenen Stück „Who Tends The Fire“ klaut und am Schluß mitten im Schrei von Bobby Elsworth abgeschnitten wurde. Ein promptes Ende (jaja – ACCEPT´s „Princess Of The Dawn“ lässt grüßen), das den Hörer nach einer knappen Stunde einzigartigen Heavy Metals nach mehr lechzen lässt.

Mit „The Years Of Decay“ ist OVERKILL damals ein wichtiges Statement gelungen, das sie zumindest für kurze Zeit in die Nähe des Heavy Metal Throns katapultiert hat. Bedrohlich düster und heavy zeigt es eine auch heute noch großartige Band auf dem kommerziellen Höhepunkt ihrer rastlosen Karriere. In den folgenden Jahren bauten die Amis den düsteren Sound noch aus und veröffentlichten viele hochwertige Heavy Metal Alben. Live sind und waren Blitz und seine Mannen immer eine Bank – OVERKILL gehören nach wie vor zur ersten Liga des Thrash Metal.

Trackliste:

01. Time To Kill
02. Elimination
03. I Hate
04. Nothing To Die For
05. Playing With Spiders/Skullcrusher
06. Birth Of Tension
07. Who Tends The Fire
08. The Years Of Decay
09. E.vil N.ever. D.ies

Stefan

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BRYAN ADAMS – Reckless (Klassiker der Woche)

Band: Bryan Adams
Album: Reckless (30th Anniversary)
Spielzeit: 64:18 min.
Stilrichtung: AOR, Rock
Plattenfirma: Universal
Veröffentlichung: 07.11.2014
Homepage: www.bryanadams.com

An BRYAN ADAMS´ 25. Geburtstag erschien mit “Reckless” ein Album, das einerseits den endgültigen weltweiten Durchbruch des Kanadiers bedeutete und ganz nebenbei die komplette Musikwelt auf den Kopf stellte. Vielen Metallern und Rockfans mag die inflationäre Verwendung des Superhits „Summer Of ´69“ ein Dorn im Auge sein – immerhin tönen die Mainstream-Formatradiosender immer wieder damit, dass sie jetzt für alle Rockfreunde genau diesen Song spielen – als wäre es das kompromissloseste Lied auf diesem Planeten. Aber wer diese Radiosender hört, ist selber schuld. Da kann weder BRYAN ADAMS was dafür noch sein Titel, der zugegebenermaßen ein Welthit ist. Davon versammeln sich aber einige auf dem am 05.11.1984 veröffentlichten Album. 30 Jahre ist das her und jetzt kommt mit der 30th Anniversary Edition ein ganz pralles Package auf den Markt.

Das ursprüngliche Album wurde natürlich remastered, hinzu kommt noch eine zweite CD mit sieben bis dato unveröffentlichten Songs. Selbstverständlich kommt alles wunderschön verpackt als gebundenes Buch im DVD-Format. Da hat man sich aber schon die Super Deluxe Edition ins Haus geholt, die auch eine DVD mit dem im April 1985 von der BBC aufgezeichneten Konzert im Hammersmith Odeon und den Film „Reckless – The Movie“ enthält. Außerdem liegt eine Audio Blu-Ray des Originalalbums und des neuen Stereomixes bei.

Das ist alles wunderbares Beiwerk, aber im Fokus sollte das ursprüngliche Album stehen. Und das ist ein Hit-Feuerwerk par excellence. Ganze sechs Singles wurden seinerzeit ausgekoppelt und alle landeten sie in den USA in den Top 15. Das im Vorfeld aufgenommene „Heaven“ konnte sich sogar bis auf Platz 1 vorkämpfen. Das komplette Werk erklomm ebenfalls die Spitze der US-Charts und sogar in Deutschland notierte man Platz 19. Songs wie „One Night Love Affair“, „Somebody“ oder das Duett mit TINA TURNER „It´s Only Love” werden heute noch rauf und runter gespielt – egal ob Formatradio oder nicht. Noch rockiger kam der Kanadier bei „Kids Wanna Rock“ rüber und auch „Run To You“ ist ein echtes Husarenstück. Mindestens acht der zehn enthaltenen Songs sind Welthits. Das soll mal einer nachmachen.

Natürlich wollen wir uns auch um die bisher unveröffentlichten Bonusstücke kümmern. Da gibt es zum Beispiel den eigentlichen Titeltrack „Reckless“, der damals aufgrund von Zeitproblemen nicht fertig gestellt werden konnte. Warum es „Let Me Down Easy“ oder „Teacher, Teacher“ nicht auf die Platte schafften, ist indes klar. Das kongeniale Songwriterduo Bryan Adams/Jim Vallance hat auch mal durchschnittliche Ideen oder einzelne Fragmente klingen ähnlich wie schon bei den verwendeten Stücken. Dennoch ist diese Übersicht an bisher zurückgehaltenen Songs interessant. Denn mit „Draw The Line“ oder eben „Reckless“ gibt es noch ein paar verborgene Schätze zu entdecken. Und bei „Play To Win“ rockt sich der gute Bryan den Allerwertesten ab.

“Reckless“ ist zweifelsohne eines der größten Alben der Rockgeschichte. Nach sage und schreibe 30 Jahren bekommt es noch einmal eine Neuauflage spendiert, die aller Ehren wert ist. Egal ob die einfache Doppel-CD oder das Super Deluxe Paket: auch für Fans, die „Reckless“ in seiner ursprünglichen Version schon im Regal stehen haben (das sollten wohl 98% der Menschen sein, die auf Rockmusik stehen) ist das hier eine echte Überlegung wert. Ein wahrhaft großer Klassiker der Woche!

Trackliste:

CD 1:
01. One Night Love Affair
02. She´s Only Happy When She´s Dancin´
03. Run To You
04. Heaven
05. Somebody
06. Summer Of ´69
07. Kids Wanna Rock
08. It´s Only Love
09. Long Gone
10. Ain´t Gonna Cry

CD 2:
01. Let Me Down Easy (Unreleased)
02. Teacher, Teacher (Unreleased)
03. The Boys Night Out (Unreleased)
04. Draw The Line (Unreleased)
05. Play To Win (Unreleased)
06. Too Hot To Handle (Unreleased)
07. Reckless (Unreleased)

Stefan

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PINK CREAM 69 – Electrified (Klassiker der Woche)

Band: Pink Cream 69
Album: Electrified
Spielzeit: 54:00 min   
Plattenfirma: High Gain Records
Veröffentlichung: 18.03.1998
Homepage: www.pinkcream69.com

Nachdem sich Ex-Pinkie Sänger Andi Deris 1994 Richtung Helloween verabschiedet hatte, befanden sich PC’69 eine Weile lang im musikalischen Niemandsland ohne so genau zu wissen wohin die Reise eigentlich gehen soll. Schon das letzte, mit Andi Deris eingespielte Album „Games People Play“ war um einiges düsterer und ernster als seine beiden Vorgänger ausgefallen. Ein Zustand der sich 1995 mit dem Album „Change“ (ab sofort mit dem Engländer David Readman am Mic ) sogar nochmal um einiges verstärken sollte.

Vorbei waren die Zeiten als PINK CREAM 69 für sehr eingängigen und melodischen Hardrock standen, auf dieser Scheibe gings sehr alternativ-like und grungig zu. Von Seiten der Fans kam es wie es kommen musste – das Werk floppte bei einem Großteil der Anhängerschaft (und an den Verkaufskassen) monumental. Zu allem Überfluss verlor die Band dann auch noch den Majorvertrag mit Epic/Sony und nicht wenige (mich mit eingeschlossen) gaben auf der Band keinen Pfifferling mehr.

1997 dann die kommerzielle und vor allem künstlerische Wende. Ausgestattet mit einem neuen Plattenvertrag nahmen die Jungs das gute bis sehr gute „Food For Thought“ – Album auf. Genretechnisch war das Material auf der Scheibe immer noch ein wenig in modernere Rockgefilde anzusiedeln, allerdings gab es nun auch wieder verstärkt die zwingenden Melodien und Hooklines die man vor allem auf „Change“ noch so vermisst hatte. Ein Jahr später dann der ganz große Knall in Form von „Electrified“.

Was auf diesen Album gezockt wird, ist kaum zu fassen. Allerbester Heavy Rock, vom Härtegrad her oft an der Grenze zum Metal, ganz große Melodien, arschgeile Soli, göttlicher Gesang von David Readman (Andi Deris? Kennsch net!) und Hits,Hits,Hits! Tut euch einen Gefallen und hört einfach mal rein!

Anspieltipps:
„Shame“, „Break The Silence“, „Burn Your Soul“

Lineup:

David Readman : Vocals
Alfred Koffler : Gitarre
Dennis Ward : Bass
Kosta Zafiriou : Drums

Trackliste:

 1.Shame
 2. Stranger In Time
 3. Break The Silence
 4. Electrified
 5. Over The Fire
 6. Losing My Faith
 7. Higher Kind Of Life
 8. Burn Your Soul
 9. Rocket Ride
 10. Best For You
 11. Gone Again

Marco

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DARE – Out Of The Silence (Klassiker der Woche)

Band: Dare
Album: Out Of The Silence
Spielzeit: 47:55 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: A&M Records
Veröffentlichung: 1988
Homepage: www.dare-music.com

Als Darren Wharton 1985 seine Band DARE zusammen mit Flitzefinger Vinny Burns aus der Taufe hob, ahnte er wohl nicht, wie schwer es seine Band im Musikbusiness haben würde. Der ehemalige Keyboarder von THIN LIZZY und der bis dahin noch recht unbekannte Gitarrist fanden in James Ross (drums) und Martin „Shelley“ Shelton (bass) die geeigneten Mitstreiter. Wer jetzt denkt, die Keyboards gehen auf die Kappe von Wharton selbst, der irrt gewaltig, denn für die nächste Zeit konzentrierte er sich auf den Gesang und tritt alle Tasten-Pflichten an Brian Cox ab.

Dabei sieht es am Anfang von DARE danach aus, als hätten die Briten eine rosige Zukunft vor sich. Nach relativ kurzer Zeit unterschrieb man einen Kontrakt bei A&M Records und so konnte das Projekt Debütalbum starten. „Out Of The Silence“ nannte sich der Silberling und die später viel stärker vertretenen Celtic-Einflüsse sind auch hier schon zu spüren. Wenngleich auch nur sehr spärlich. Aber die Melodieführungen der Songs haben sich über die Jahrzehnte kaum verändert. Auch in den 10 Stücken des Debüts schimmert diese Melancholie durch, obwohl zu dieser Zeit noch die AOR Wurzeln am meisten hervorstechen.

Der Opener „Abandon“ wurde auch als Single ausgekoppelt und landete auf Platz 71 der UK Single Charts. Ebenso „The Raindance“, das es sogar bis auch Platz 62 schafft. Diese Platzierungen hören sich jetzt nicht spektakulär an, aber für eine neue Band und noch dazu in der britischen Heimat, wo DARE nicht gerade einen leichten Stand hatten, war das schon ein großer Erfolg. Aber mit äußerst starkem Liedgut wie „Abandon“, „Into The Fire“, „Heartbreaker“ oder eben „The Raindance“ im Gepäck ist es ein Leichtes, überall auf der Welt gute Kritiken einzuheimsen. Aber natürlich nicht nur die Journalisten haben die Klasse des 10-Trackers erkannt und so mausert sich DARE zu einer gefragten Rockband.

Trotzdem verlassen Schlagzeuger James Ross und Bassist Martin Shelton die Band, sodass für das nachfolgende zweite Album „Blood From Stone“ (1991) die Mannschaft neu komplettiert werden muss. „Blood From Stone“ fällt um Längen härter aus, behält aber das Grundrezept des Debüts bei. Erneut gelingt den Briten ein Killeralbum, die Loyaliät der Fans indes schwindet, sodass die Band bald vor dem Aus steht. In der weiteren Geschichte findet sich Bandgründer Darren Wharton oft in der Situation, ein Einzelkämpfer zu sein und sein Baby DARE nicht sterben zu lassen.

Schon mit dem nächsten Album „Calm Before The Storm“ im Jahre 1998 führt Wharton einen rigorosen Wandel im Sound von DARE durch. Die Gitarren wurden extrem ausgedünnt, die keltischen Einflüsse werden enorm verstärkt und die Melancholie der Songs steigert sich ebenso. Auch die weiteren Scheiben „Belief“ (2001), „Beneath The Shining Water“ (2004) und „Arc Of The Dawn“ (2009) schippern in ähnlichen Gewässern, wobei DARE dabei eine besondere Aura umgibt. 2012 legt der Chef noch einmal Hand an das 1998er Album „Calm Before The Storm“ an und bringt mit die mit einer „2“ versehene Neuaufnahme in den Umlauf. Eine klasse Aufarbeitung des schon nicht schwachen Originals.

Doch noch einmal zurück zu „Out Of The Silence“. Die beiden Singles „Abandon“ und „The Raindance“ werden in verschiedenen Varianten mit jeder Menge unveröffentlichten Songs angereichert. „If Looks Could Kill“, „No Strings Attached“, „Love Is The Price“, „The Last Time“, „Precious“ und „Valentino“ sind eine fette Beute für alle Liebhaber des ursprünglichen Sounds, wenn auch nicht alle B-Seiten die große Klasse der 10 Songs auf dem Album haben.

Aber auch ohne die ziemlich schwer zu bekommenden B-Titel hat „Out Of The Silence“ ein einmaliges Feeling und gehört ganz klar zu den ewigen Klassikern des AOR und melodischen Hardrocks.

Trackliste:

01. Abandon
02. Into The Fire
03. Nothing Is Stronger Than Love
04. Runaway
05. Under The Sun
06. The Raindance
07. King Of Spades
08. Heartbreaker
09. Return The Heart
10. Don´t Let Go

Stefan

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STEELHEART – Steelheart (Klassiker der Woche)

Band: Steelheart
Album: Steelheart
Spielzeit: 55:51 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: MCA Records
Veröffentlichung: 10.05.1990
Homepage: www.steelheart.com

Die US-amerikanische Hardrockband aus Norwalk in Conneticut ist der beste Beweis dafür, dass man sind  mit Look und Image nicht abzusetzen muss, um einzigartig zu sein. Denn das Aussehen von Michael (Miljenko) Matijevic (vocals), Chris Risola (lead guitar), Frank DiCostanzo (guitar), James Ward (bass) und John Fowler (drums) war wie das fast jeder Band dieses Genres Ende der 1980er. Lange Mähnen, bunte Klamotten und halboffene Hemden. So zumindest posen sie im Booklet ihres 1990 erschienenen Debüt-Albums, das ebenfalls den Bandnamen trägt.

Dabei startete die Karriere der Combo als RED ALERT. Zur ersten Besetzung gehörten neben Risola und Ward auch schon Sänger Matijevic. Etwas später gesellte sich Frank DiCostanzo hinzu und John Fowler ersetzte Jack Wilkenson an den Drums. Damit war das Line-Up für die ersten beiden Scheiben schon gefunden. Aber das Schicksal setzte der Band übel zu – dazu später mehr.

Nachdem die Jungs realisierten, dass der Name RED ALERT bereits von einer britischen OI!-Punkband verwendet wurde, benannten sie sich in STEELHEART um und ergatterten einen Plattenvertrag bei MCA Records. Die lange Suche war endlich zu Ende. Doch kommen wir zu meinem anfänglichen Einwurf, die Band sei einzigartig. Schon alleine die hohe, falsettartige Stimme von Michael Matijevic war DAS Erkennungszeichen der Band, aber auch der Sound auf „Steelheart“ war komplett anders als 99% der Konkurrenz. Allem voran sollte hier der Drumsound genannt werden. Dieser dürfte wohl in einem riesigen Flugzeughangar aufgenommen worden sein. Zumindest hört er sich so an. Solch einen wuchtigen aber auch hallenden Schlagzeugsound habe ich bisher nicht noch ein zweites Mal gehört. Die toughen Gitarren tun ihr übriges und sägen teilweise mit dem Organ des Frontmanns um die Wette. Verantwortlich für dieses außerordentliche Gebräu waren Mark Opitz und ein gewisser Bruce Dickinson. Gemeint ist hier aber nicht der Frontmann der Briten IRON MAIDEN sondern ein amerikanischer Produzent gleichen Namens.

Auch in Sachen Songwriting war der Erstling von STEELHEART etwas Besonderes. Denn die Amis wussten ihr Publikum zu unterhalten aber nicht mit dem x-ten Aufguß anderer Bands zu langweilen. Soll heißen, dass die Songs auf der einen Seite eingängig waren, sich aber von leicht nachvollziehbaren 0815-Melodien meilenweit entfernt hielten. Sie hatten etwas magisches, das den Hörer teilweise nicht beim ersten Hören gefangen nahm, sobald man sich aber etwas intensiver mit der Platte beschäftigte, ließ sie einen nicht mehr los.

Der erste große Erfolg war die Ballade „She´s Gone“, die ein perfektes Beispiel für das war, was ich oben beschrieben hatte. Der Song hatte genügend MTV-Potential, stach aber aus dem oft gespeilten Einheitsbrei des gerade überlaufenden Hairmetal- und Hardrockbeckens heraus. Die markerschütternde Stimme von Michael Matijevic war und ist Geschmackssache, aber alleine 33000 verkaufte Einheiten des Longplayers am ersten Tag – alleine in Japan – zeugten davon, dass die Jungs einiges richtig gemacht haben mussten. Das Album erreichte Platz 40 in den amerikanischen Billboard Charts und brachte mit „I´ll Never Let You Go“ eine zweite Ballade als Single und mit dem megageilen „Everybody Loves Eileen“ einen Rocksong als Single Nr. 3 hervor.

Damit waren die Zugpferde zwar quasi verbraten, aber das Pulver von STEELHEART war noch lange nicht verschossen. Denn mit dem Opener „Love Ain´t Easy“ oder Songs wie „Can´t Stop Me Lovin´ You“, „Gimme Gimme“ oder dem eigensinnigen „Sheila“ sowie dem klasse Abschlusstrack „Down´n Dirty“ war noch jede Menge Material zu hören, für das viele Bands wohl getötet hätten.

Die Singles beleuchteten den massenkompatiblen Teil von „Steelheart“, wer aber etwas unter die Oberfläche schaute, entdeckte ein Album, das auf ewig einen Klassiker abgeben würde. Nach dem zweiten Album „Tangled In Reins“ legten die Amis 1992 einen mehr als formidablen Nachfolger vor, der allerdings kommerziell bei Weitem nicht an den Erstling heranreichen sollte. Platz 144 notierte „Tangled In Reins“ in den USA, was aber der Beliebtheit speziell in Japan und ganz Asien keinen Abbruch tat. Nach einer dementsprechenden Asientour im September 1992 fragten die Landsmänner SLAUGHTER an, ob sie nicht mit ihnen zusammen noch eine Tour durch die USA anhängen wollten. Gegen Ende der Tour während des Gigs in Denver – es war die Halloween Nacht – kletterte Sänger Matijevic auf eine nicht befestigte Lichttraverse und zog sich beim Sturz schwerste Kopfverletzungen zu. Die Tour musste natürlich sofort abgebrochen werden, Matijevic´s Genesung dauerte einige Monate und die Band drohte auseinanderzubrechen.
Mit diesem tragischen Vorfall endete die Erfolgsstory von STEELHEART. 1996 unternahm der Sänger einen neuen Versuch mit neuen Musikern, woraus das Album „Wait“ resultierte. Ebenso lieh er Mark Wahlberg seine Stimme im Hollywoodstreifen „Rock Star“. Aber die Karriere von STEELHEART kam nie mehr ins Laufen, ihr selbstbetiteltes Debüt ist und bleibt ein Meisterwerk des melodischen Hardrocks und die Band STEELHEART damit etwas einzigartiges.

Trackliste:

1.Love Ain´t Easy
2.Can´t Stop Me Lovin´ You
3.Like Never Before
4.I´ll Never Let You Go
5.Everybody Loves Eileen
6.Sheila
7.Gimme Gimme
8.Rock´n Roll (I Just Wanna)
9.She´s Gone
10.Down´n Dirty

Stefan

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BONFIRE – Fireworks (Klassiker der Woche)

Band: Bonfire
Album: Fireworks
Spielzeit: 42:22 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: MCA
Veröffentlichung: 1987
Homepage: www.bonfire.de

Heute gibt es einmal die Besprechung eines Klassikers aus meiner wunderschönen oberbayrischen Heimat Oberbayern. Denn warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Das zweite Album der Ingolstädter Hardrocker BONFIRE war in vielerlei Hinsicht ihr Meisterwerk. Nach einem zugegebenermaßen hochkarätigen Debüt im Jahre 1986 („Don´t Touch The Light“ mit Hits wie „SDI“, „Starin Eyes“, „Hot To Rock“, dem Titeltrack oder natürlich der Ballade „You Make Me Feel“), bei dem man sich allerdings noch sehr an den SCORPIONS orientierte, mussten die Jungs zwar schon den ersten Besetzungswechsel unter dem Banner BONFIRE verkraften, dennoch befand man sich auf dem vorläufigen Zenit der eigenen Schaffenskraft. Doch mal der Reihe nach, denn bis zum 1987er Zweitling „Fireworks“ hatten Claus Lessmann (vocals) und Hans Ziller (guitars) mit CACUMEN bereits drei Longplayer auf dem Kerbholz, die zwar eher im Underground bekannt waren, dennoch trotz ihres rohen Charms die Vorstufe von BONFIRE andeuteten.

CACUMEN wurden bereits 1972 als Schülerband von Hans Ziller gegründet und 1978 schloss sich Claus Lessmann an. Auch der spätere BONFIRE Gitarrist Horst Meier-Thorn war bereits beim 1981er Debüt mit an Bord, es folgten zwei weitere Alben („Bad Widow“ 1983 und „Down To Hell“ 1984). Danach war es Zeit für neue Horizonte und so formten die drei zusammen mit Dominik Hülshorst (drums) und Jörg Deisinger (bass) eine neue Band namens BONFIRE. Mit einem geschliffenen Sound und ausgefeilten Songs konnte „Don´t Touch The Light“ erste Erfolge verbuchen, nicht zuletzt wegen der großartigen Ballade „You Make Me Feel“, die es sogar auf die populäre Compilaton „Kuschelrock“ schaffte.

Der eingangs schon erwähnte Wechsel von Drummer Dominik Hülshorst (er wurde für die Aufnahmen zum zweiten Album durch Sessionmusiker Ken Mary ersetzt) wurde die Bande der übrigen vier zum Glück nicht beschädigt – zumindest in kreativer Hinsicht. Aufgenommen in den USA war die Zeit gekommen für vier bayrische Musiker, die Welt zu erobern. Unter den Fittichen von Starproduzent Michael Wagener wurden 25 Songs aufgenommen von denen es schlussendlich 11 auf das Album „Fireworks“ schafften.

Schon der Opener „Ready 4 Reaction“ ist frisch und actiongeladen. Desweiteren zeugen Songs wie das etwas schleppende „Sleeping All Alone“, das megageile „Sweet Obsession“ oder das druckvolle „American Nights“ von der tollen Zusammenarbeit innerhalb des Bandgefüges. Aber auch die Balladenfans kommen mit „Give It A Try“ erneut voll auf ihre Kosten. Zudem ist das übrige Liedgut – allem voran „Champion“ und „Don´t Get Me Wrong“ – ebenfalls erstklassig.

Was das Debüt “Don´t Touch The Light” schon angedeutet hat, haben BONFIRE auf “Fireworks” perfekt in Szene gesetzt. Die Platte präsentiert eine Band in Höchstform und ist auch nach so vielen Jahren immer wieder einen Durchgang wert. Noch vor dem ebenfalls tollen Album “Point Blank” stieg der langjährige Freund und Gitarrist Hans Ziller aus und wurde durch Angel Schleifer, der von „“ kam, ersetzt. Danach feuerten die Ingolstädter noch das recht lieblose „Knock Out“ raus, bevor die Band das erste Mal zu Grabe getragen werden musste. Nach einem gemeinsamen Projekt Anfang der 90er (LESSMANN/ZILLER) fanden die beiden Namensgeber wieder zusammen und reaktivierten BONFIRE neu. Erst mit recht durchschnittlichem Erfolg, spätestens mit Alben wie „Fuel To The Flames“ (1999) und „Strike X“ (2001) aber erneut auf höchstem Niveau. Seitdem veröffentlicht man formidable Alben, die mal etwas moderner angehaucht sind („Free“ 2003) oder diverse Live-Alben, darunter auch eine komplette Livedarbietung des hier besprochenen Drehers („Fireworks – Still Alive!“ 2011). Die größte Begeisterung hat seitdem aber wohl die Adaption von Schiller´s „Die Räuber“ hervorgerufen, die am Ingolstädter Theater in zahlreichen ausverkauften Shows aufwendig in Szene gesetzt wurde.

„Fireworks“ ist und bleibt eines der besten – wenn nicht das beste – Album der Ingolstädter Rock-Institution. Auch nach 27 Jahren!

Trackliste:

01. Ready 4 Reaction
02. Never Mind
03. Sleeping All Alone
04. Champion
05. Don´t Get Me Wrong
06. Sweet Obsession
07. Rock Me Now
08. American Nights
09. Fantasy
10. Give It A Try
11. Cold Days

Stefan

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BLACKEYED SUSAN – Electric Rattlebone (Klassiker der Woche)

Band: Blackeyed Susan
Album: Electric Rattlebone
Spielzeit: 57:22 min.
Stilrichtung: Hair Metal
Plattenfirma: Mercury/Polygram Records
Veröffentlichung: 1991
Homepage: www.deandavidson.com

Nachdem Jerod (Dizzy Dean) Davidson bei BRITNY FOX 1989 ausgestiegen war (die Klassiker-Rezi zu „Boys In Heat“ findet Ihr HIER), formte er mit BLACKEYED SUSAN eine weitere Band. Dieses Mal allerdings packte der Sänger aus Philadelphia eine ordentliche Schippe Blues und Country oben drauf, und das war genau der Grund warum er BRITNY FOX verlassen hatte. Er wollte genau diesen Sound machen. Einiges dazu beigetragen hat wohl auch CINDERELLA-Keyboarder Rick Criniti, der zusammen mit Erik Levy (bass), Tony Santoro (guitars) und Chris Branco (drums) das Line-Up bildete. Und so wilderte das Debüt „Electric Rattlebone“ in den Revieren von CINDERELLA, den QUIREBOYS und den frühen BLACK CROWES. Dean´s Gesang war gemäßigter als bei seiner alten Combo und der Sound war trocken und staubig. Trotzdem konnte dieses Debüt den Zeitgeist der frühen 90er nicht verleugnen.

Die Ballade „Ride With Me“ fand Verwendung im Hollywood Streifen „Harley Davidson And The Marlboro Man“, just als einer der Filmhelden (Mickey Rourke) mit seiner Harley in den Sonnenuntergang gedüst ist. Das war zwar das Ende des Films, aber natürlich wartet auch noch eine hübsche blonde Anhalterin am Straßenrand, die kein bestimmtes Ziel hat – und genau da bringt Mr. Rourke sie auch hin. Neben dem Beitrag von BLACKEYED SUSAN hat der Soundtrack – wie üblich zu dieser Zeit – auch noch weitere coole Kapellen wie die SCREAMING JETS oder die L.A. GUNS, Countryhelden wie WAYLON JENNINGS oder Künstler wie VANESSA WILLIAMS zu bieten, die in der Rolle der „Lulu Daniels“ auch im Film mitgewirkt hat. Der bekannteste Song ist aber wohl BON JOVI´s „Wanted Dead Or Alive“.

Natürlich bekamen BLACKEYED SUSAN mit diesem Feature einen ordentlichen Schub in Sachen Bekanntheit. Trotzdem bleib der große Erfolg aus, was allerdings nicht an den Songs auf „Electric Rattlebone“ liegen kann. Der Titeltrack ist allerdings ein Intro, das den Weg für das lässige „Satisfaction“ ebnet Hier regieren die oben genannten Bands gepaart mit wirklich gutem Songwriting. Das folgende „None Of It Matters“ ist etwas glatter produziert und besticht mit mehr Melodie und mehr Hardrock. Doch schon im nächsten Stück „Sympathy“ wähnt man sich schon wieder in einem Neuzeitwestern mit einem Saloon voller Langhaariger Burschen, die sich an der Theke einen ansaufen. Vor der Kneipe stehen die Stahlrösser und jeden Moment könnte ein Fremder durch die Schwingtür kommen, der nur auf Stress aus ist. Was ich damit sagen möchte ist, dass „Sympathy“ ein Highlight der Scheibe ist.

Danach folgt das schon zitierte „Ride With Me“, welches ganz nebenbei ein echter Konkurrent zu BON JOVI´s „Wanted Dead Or Alive“ ist. Klasse! Aber auch Nummern wie das kantige „Old Lady Snow“, das langsamere „Don´t Bring Me Down“ oder abermals mit Mundharmonika und Honky Tonk Piano verzierte „How Long“ sind stark. Ganz zu schweigen vom orientalisch anmutenden Instrumental „Indica“ samt dem folgenden Song „She´s So Fine“ oder der superben Ballade „Best Of Friends“.

Mit „Electric Rattlebone“ ist BLACKEYED SUSAN einfach ein tolles und zeitloses Werk gelungen, das die perfekte Mischung aus Hardrock, Blues und Country-Sehnsucht hergibt. Der große Erfolg stellte sich aber trotzdem nicht ein und so blieben die Demos für en zweites Album in den Schubladen der Label-Verantwortlichen liegen. Selbst in den Weiten des Internets ist „Just A Taste“ kaum zu finden und es wäre interessant, diese 10 Songs in seiner Sammlung zu haben.

Trackliste:

01.    Electric Rattlebone
02.    Satisfaction
03.    None Of It Matters
04.    Sympathy
05.    Ride With Me
06.    Old Lady Snow
07.    Don´t Bring Me Down
08.    Indica
09.    She´s So Fine
10.    How Long
11.    Best Of Friends
12.    Holiday
13.    Heart Of The City

Stefan

Hier findet Ihr weitere:
http://rock-garage-magazine.blogspot.de/p/klassiker-der-woche_22.html

SHANGHAI´D GUTS – Out Of Tune (Klassiker der Woche)

Band: Shanghai´d Guts
Album: Out Of Tune
Spielzeit: 53:31 min.
Stilrichtung: Rock´n Roll
Plattenfirma: East West Records
Veröffentlichung: 1991
Homepage: www.facebook.com/guts.hamburg

St. Pauli ist ein heißes Pflaster. So sagenumwoben und auch ein bisschen melancholisch das Bild der sündigen Meile in Hamburg auch gezeichnet wird, es ist nur ein Teil einer großartigen Stadt – wenngleich wohl der bekannteste. In den Spelunken dieses Viertels hatten schon viele Bands ihre ersten, oft ausgedehnten Engagements, egal ob aus dem In- oder Ausland. Und ausgerechnet eine einheimische Kapelle sucht ihr Glück im abgehalfterten Rock´n Roll irgendwo zwischen den QUIREBOYS, den DOGS D´AMOUR oder den DIAMOND DOGS. Es muss wohl Ende der Achtziger gewesen sein, als Stefan Kraft (vocals), Axel Kraft (guitars), Axel Lyn (bass), Marcel Z. (drums) und Vincent Schneider (guitars) als SHANGHAI´D GUTS auf der Bildfläche erschienen. Genauere Infos sind nirgends zu finden, ihre erste EP „…With Love From St. Pauli“ allerdings stammt aus dem Jahr 1990.

Warum auf dem Cover dieses 6-Trackers nur vier der Jungs abgebildet sind, obwohl auf der umseitigen Liste bereits alle fünf Namen zu finden sind, weiß niemand so genau. Aber das sollte ja auch nur Nebensache sein, denn die Musik auf „…With Love From St. Pauli“ schlägt Brücken zu den oben genannten Bands genauso wie natürlich zu ihren Urvätern. Die ROLLING STONES, die FACES oder die RAMONES sind allgegenwärtig und werden in einer derart dreckigen Version gezockt, dass selbst den Vorbildern die Spucke weggeblieben wäre, hätten sie dieses ziemlich rare Stück schwarzen Vinyls in ihre Finger bekommen.

Mit dieser EP nehmen die Hamburger Jungs schon vorweg, was sie ein Jahr darauf zusammen mit Manny Charlton in den Dirks Studios in Köln auf die Bänder spielen. Zumindest die meisten der 13 Songs, denn auch von Studios in München und Berlin ist die Rede. Die erste richtige Langspielplatte nennt sich „Out Of Tune“, klingt aber ganz und gar nicht danach, als wüsste der Fünfer nicht, was er da macht. OK, der abschließende Titeltrack hat einen ganz eigenen Charme und wird hier erst akustisch eingespielt. Für das 1995 erscheinende Nachfolgealbum „I Can´t Stand It No More“ wird die Nummer noch einmal als Rocksong umgesetzt.

„Out Of Tune“ jedoch beginnt mit der „Bandhymne“ äußerst appetitlich. Die GUTS klingen, als hätten sie sämtlichen Dreck und Müll wie ein Staubsauger aus der Gosse aufgesogen und kotzen ihn jetzt mitten über das Mischpult. „Shanghai´d Guts“ (in einer ersten Fassung auch auf der EP vertreten) klingt so geil abgefuckt, dass sich selbst die frühen QUIREBOYS die Augen bzw. Ohren reiben. Aber auch die Partynummer „Can´t Light My Fire“, die Balladen „Last Drink“ (auch bereits auf der EP enthalten) und „Memories“ oder Rocker wie „Boomerang Bang“ bzw. „Little Suzie“ (Song Nummer 3 von der EP) sind Höhepunkte eines Albums, das nur wenige auf der Agenda gehabt haben. Dazwischen schrullige Nummern wie „Hearts Turned To Stone“ oder „I Really Like Girls“ oder die Liebeserklärung an ihre Heimat („St. Pauli Girl“).

Das schon erwähnte zweite Album „I Can´t Stand It No More“ wird 1995 veröffentlicht und präsentiert die Band mit einem cleaneren Sound, etwas abgespeckt haben auch die Rock´n Roll Anteile. Dennoch macht die Platte Spaß. Lange Zeit wird es dann sehr ruhig um die Band. Stefan und Axel Kraft tingeln noch immer als GUTS durch die Lande und haben erst 2015 ein neues Album („Ain´t It Strange“) herausgebracht. „Out Of Tune“ bleibt das wildeste und gleichzeitig beste Werk der Hamburger Rock´n Roller. Wurde höchste Zeit, es mal wieder in seiner Gänze zu hören.

Trackliste:

1. Shanghai´d Guts
2. Nights On The Town
3. Boomerang Bang
4. Last Drink
5. Little Suzie
6. Hearts Turned To Stone
7. Can´t Light My Fire
8. How Long Will The Good Times Roll
9. Fix The Hole
10. I Really Like Girls
11. St. Pauli Girl
12. Memories
13. Out Of Tune

Stefan

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CASANOVA – Casanova (Klassiker der Woche)

Band: Casanova
Album: Casanova
Spielzeit: 47:03 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: WEA
Veröffentlichung: 1991
Homepage: www.casanovaband.com
Das Debüt der deutschen Band CASANOVA, welches 1991 veröffentlicht wurde, genießt nicht ohne Grund inzwischen einen fast schon legendären Kultstatus, denn der Longplayer überzeugt durch grandiose Songs und einer Produktion die mit internationalen Standards locker mithalten kann.
Begonnen hat alles Ende der Achtziger Jahre, als MICHAEL VOSS der Band MAD MAX den Rücken gekehrt hat und ein Soloprojekt in Angriff nehmen wollte. Daraus entwickelte sich dann CASANOVA, was durch die Zugänge von Ex-WARLOCK Schlagzeuger MICHAEL EURICH, Bassist JÜRGEN ATTIG und Gitarrist STEPHAN NEUMEIER endgültig zur intakten Band wurde. Unter der Aufsicht von WARLOCK Produzent HENRY STAROSTE entstand das zwölf Songs umfassende Erstlingswerk, welches in der Presse mit Lobeshymnen überschüttet wurde.
Gleich der treibende Opener „Don´t Talk About Love“ ist ein Groove Monster vom allerfeinsten und lässt keine Wünsche offen bei allen, die auf melodischen Hardrock abfahren. Das nachfolgende „Burning Love“ ist ein Melodic Hammer, der auf den damaligen Alben von Tyketto oder Giant, ebenfalls eine gute Figur gemacht hätte. Für mich gehört das Stück zu den 10 besten Melodic Rock Songs Ever. „Living A Lie“ und „Love Lies“ sind purer AOR und gehören zu den vielen Highlights dieser Scheibe. Mit Titeln wie „The Girl Is Mine“, „Bang Bang“ oder Sticky Sweet“ kommen aber auch die Hardrocker auch zu ihrem Recht. „Ride The Wings Of Freedom“ und „Hollywood Angels“, welches Heute noch in mancher Rock Disco erschallt, sind Melodic Hardrock at It´s Best. Natürlich hatten CASANOVA, so wie es damals zum guten Ton gehörte, mit „Heaven Can Wait“ eine Gänsehaut Ballade im Gepäck die, wenn sie in den Achtzigern erschienen wäre, ganz Sicher weit vorne in den Charts gelandet wäre.
Bereits 1992, also knapp ein Jahr nach dem Debüt, erschien ebenfalls bei WEA der zweite Langdreher namens „One Night Stand“ welcher den guten Ruf CASANOVAS weiter festigen konnte. Bassist JÜRGEN ATTIG war da aber nicht mehr dabei und wurde durch JOCHEN MAYER ersetzt. Nach dem Acoustic Album „Some Like It Different“ lief der Vertrag bei der WEA aus und auch Casanova fielen der grassierenden Grunge Welle zum Opfer. Erst 1999 gab es mit dem in Japan veröffentlichten Album „Heroes“ und der ebenfalls nur in Nippon erhältlichen EP „Sway“ ein neues Lebenszeichen der Band. Für Sammler und Einsteiger ein kleiner Tipp! „Heroes“ und die EP „Sway“ wurden vor ein paar Jahren als Doppel CD von AOR Heaven in der Classix Reihe wieder neu aufgelegt.
2004 gab es schließlich mit „All Beauty Must Die“ ein aller letztes Album zu hören, welches im Original Line Up des Erstlings eingespielt wurde. Bis auf eine Handvoll Songs konnte die CD die hohen Erwartungen an das Comeback allerdings nicht erfüllen. Danach gingen die Lichter bislang endgültig aus im Hause CASANOVA.
Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass CASANOVA mit ihrem ersten Longplayer ein Meisterwerk gelungen ist, welches zu den stärksten Veröffentlichungen dieses Genres aus deutschen Landen zählt. Die Scheibe wurde vor einiger Weile mit einer Handvoll Bonustracks aufgehübscht und der breiten Masse erneut zugänglich gemacht. Wer CASANOVA noch nicht kennt oder die Scheibe bislang nicht sein eigen nennt, hat wirklich etwas verpasst und sollte hier kauftechnisch unbedingt zuschlagen.
Tracklist:
01. Don´t Talk About Love
02. Burning Love
03. Living A Lie
04. The Girl Is Mine
05. Rome Burns
06. Love Lies
07. Bang Bang
08. Sticky Sweet
09. Back To The Wall
10. Ride The Wings Of Freedom
11. Hollywood Angels
12. Heaven Can Wait

Heiko

RED DAWN – Never Say Surrender (Klassiker der Woche)

Band: Red Dawn
Album: Never Say Surrender
Spielzeit: 50:11 min.
Stilrichtung: AOR, Melodic Rock
Plattenfirma: Now And Then
Veröffentlichung: 1994
Homepage: www.davidrosenthat.com

Der amerikanische Keyboarder, Songwriter und Produzent David Rosenthal ist einer der Musiker, die eher im Hintergrund agieren. Er macht z.B. Künstler wie BRUCE SPRINGSTEEN, BILLY JOEL, STEVE VAI, YNGWIE MALMSTEEN oder ROBERT PALMER zu dem was sie sind. Denn ohne „Begleitband“ geht nichts und selbst in Bands wie WHITESNAKE oder RAINBOW konnte er mitwirken – und wir sprechen hier von Namen mit Weltruf. Außerdem wirkte er bei einer Vielzahl an weiteren Live-Ereignissen und Studioaufnahmen mit. Die göttlichen GOOD RATS („Tasty Seconds“) oder die Prog Legenden DREAM THEATER („A Change Of Seasons“) seien hier mal als Beispiele genannt.

Eine eigene Band hingegen hatte Rosenthal nur ein Mal. Und diese hat auch nur ein Album hervorgebracht. Die Rede ist natürlich von RED DAWN, die 1993 erst in Japan und ein Jahr später über das britische Label Now And Then ihr Debüt „Never Say Surrender“ veröffentlicht haben. Und bei diesem Line-Up kann man schon fast über eine Supergroup sprechen. Zwar ist Sänger Larry Baud nicht sonderlich bekannt, ist dafür aber mit einem Wahnsinns-Organ gesegnet. Leute wie Chuck Bürgi (BALANCE, RAINBOW u.v.a.) an den Drums oder Greg Smith (ALICE COOPER, RAINBOW) am Bass haben da durchaus einen höheren Bekanntheitsgrad. Aber auch Gitarrist Tristan Avakian sollte für seine Arbeit u.a. bei MITCH MALLOY bekannt sein. Und just dieser Mr. MALLOY war ursprünglich für den Posten des Sängers bei RED DAWN vorgesehen. Doch nach einigen Sessions, bei denen auch Gitarrist Reb Beach (u.a. WHITESNAKE) vor Ort war, schwenkte Initiator David Rosenthal auf das o.g. Line-Up um.

Die Zeit war denkbar ungünstig für diese Mischung aus AOR und Melodic Rock. Aber die Japaner hatten noch immer ein großes Herz für derartige Bands und so kam erst einmal ein Plattendeal mit EMI/Toshiba für das Land der aufgehenden Sonne zustande. Aber auch Fans auf dem Rest der Welt dürsteten trotz der vorgebenden Maßnahmen der großen Plattenfirmen, die jetzt nur noch auf Musik für eine düstere Welt setzen wollten und neben Musikrichtungen wie AOR, Melodic Rock, Hair Metal auch am liebsten gleich noch den kompletten klassischen Heavy Metal zu Grabe tragen wollten. Trotzdem fand sich im britischen Label Now And Then 1994 ein Vertrieb für Europa.

Der Opener „Flyin´ High“ verkörpert den Songtitel in Perfektion. Nach einem  furiosen Keyboard-Intro startet ein Gute-Laune Rocker par excellence, der einen wahrlich abheben lässt. Nicht weniger spektakulär das folgende „I´ll Be There“. So muss AOR klingen – nicht zu seicht im Sound aber hochmelodisch und mit Leidenschaft gespielt. „Liar“ ist erneut gesegnet mit einem tollen Refrain und ist das dritte Highlight in Folge. Aber ich kann vorwegnehmen, dass es keinen schwachen Moment auf „Never Say Surrender“ gibt.

Der Midtempo-Stampfer „Dangerous Child“ wird trotz seiner Spielzeit von gut 6 Minuten nie langweilig. „Promises“ enthält gehörige Westcoast Einflüsse und „I Can´t Get Over You“ könnte auch auf einem JOURNEY Album seinen Platz finden. Mit „Take These Chains“ folgt eine gefühlvolle Ballade, bei der man nicht nur Gänsehaut bekommt sondern auch sofort an GOTTHARD denken muss. Haben die Schweizer wohl mal diese Scheibe gehört? Immerhin steckten sie zu der Zeit noch in den Kinderschuhen. Damit nicht genug, denn der an den Schluß gestellte Titelsong zieht noch einmal alle Register und entlässt den Hörer nach fast genau 50 Minuten aus einem der besten AOR-Alben der Neunziger.

Die ganz großen Kracher haben RED DAWN an den Anfang gesetzt, danach folgt „nur noch“ erstklassiges Material von großen Musikern. Bitte Mr. Rosenthal, mach das noch einmal, zieh die alten Klamotten an und beglücke uns mit einem zweiten Album von RED DAWN. „Never Say Surrender“ ist ein ganz besonderer Hochgenuß!

Trackliste:

01.    Flyin´ High
02.    I´ll Be There
03.    Liar
04.    Dangerous Child
05.    Promises
06.    I Can´t Get Over You
07.    Christine
08.    Take These Chains
09.    She´s On Fire
10.    Never Say Surrender

Stefan

Hier findet Ihr weitere:
http://rock-garage-magazine.blogspot.de/p/klassiker-der-woche_22.html